Gelsenkirchen. . Scharf geschossen wurde hier früher schon. Doch statt der runden Lederbälle sind es nun kleine Farbkugeln, die einem in der Fußballhalle im Sportpark Gelsenkirchen um die Ohren sausen: Paintball sei Kriegsverherrlichend, sagen die einen, doch Betreiber Dirk Podubrin versucht dem zu widersprechen.
Es wird bunt in der ehemaligen Indoor-Fußballhalle von Aka-Sports im Gelsenkirchener Sportpark. Am vergangenen Wochenende fand die offizielle Eröffnung der ersten Gelsenkirchener Paintball-Anlage statt. Wo früher das Runde ins Eckige musste, beschießen sich nun Menschen mit kleinen Farbkugeln. „Es ist wie eine moderne Form von Völkerball“, umschreibt Geschäftsführer Dirk Podubrin das Spiel, was auf den ersten Blick oft als kriegsverherrlichend beschrieben wird.
Auf Kommando geht’s los
Zwei Mannschaften stehen auf einem Feld. Jeder Spieler trägt eine Schutzkleidung und hat die Druckluftpistole in der Hand. Der Schiedsrichter gibt das Kommando und dann geht es los. Die kleinen bunten Kugeln werden aus den Pistolen geschossen. Manche Spieler verstecken sich hinter den Schutzwänden aus Holz, manche gehen direkt in den Schusswechsel. Wer getroffen ist, fliegt raus. Wer es aber zur anderen Seite schafft, hat gewonnen.
Was aussieht, wie wahlloses beschießen von Personen, ist ein Strategiesport, wie Dirk Podubrin betont: „Es ist ein Mannschaftssport. Wer nur draufballert und alleine versucht, über das Feld zu rennen, wird verlieren.“ Es gehe darum, den anderen Teammitgliedern Rückendeckung zu geben und als Mannschaft den Sieg zu erringen. Dass sich der Sport, der sogar eine eigene Liga hat, immer wieder mit Vorurteilen auseinandersetzen muss, weiß Dirk Podubrin schon lange. Er selbst ist seit 15 Jahren Paintball-Spieler, arbeitete vorher zehn Jahre in einem Großhandel für Paintball-Equipment in Essen. Gemeinsam mit Andreas Althoff, der vorher bereits eine kleiner Paintball-Halle führte, schaffte er aus sechs ehemaligen Fußballfeldern nun eine Paintball-Spielfläche von rund 6500 Quadratmetern.
Zahlreiche Reservierungen
1500 Personen haben bereits vorreserviert und auch NRW-Ligamannschaften nutzen die Fläche von nun an für ihr Training. Dazu stehen zwei Felder zur Verfügung. Ein Feld mit Hindernissen und Versteckmöglichkeiten aus Holz, das vor allem von Anfängern und Hobbymannschaften genutzt wird. Das zweite Feld ist mit aufblasbaren Aufstellern versehen, die auf Liganiveau versetzt werden können.
Paintball ist mittlerweile zum Gesellschaftssport geworden, wie Podubrin erzählt. „Das sieht man schon an der riesigen Resonanz, die wir hier haben. Jeder möchte es mal ausprobieren.“ Zwar sei der Sport immer noch eine Männerdomäne (rund 35% Frauenanteil), doch es trauen sich auch immer mehr Frauen abzudrücken. Paintball darf in Deutschland erst ab 18 Jahren gespielt werden. Trotzdem sei der Sport harmlos: „Mit simuliertem Töten hat das nichts zu tun. Der Ball fliegt viel langsamer, Körperkontakt zu den anderen Spielern ist verboten und die Sicherheitsmaßnahmen sind sehr hoch“, sagt Podubrin.
Die Spielgeräte verlassen die Halle nicht – jede Waffe, genannt Markierer, wird am Ausgang wieder abgenommen. Abends beginnen die Reinigungsarbeiten. Und bei so vielen Spielern, da kommt am Tag eine ganz schöne Sauerei zustande. Da müssen auch Besucher am Spielfeldrand damit rechnen, ein paar Farbspritzer abzubekommen.
Der Selbstversuch
Eines vorweg: Blaue Flecken bekomme ich selten. Das ist die beste Voraussetzung fürs Paintball-Spielen, denn blaue Flecken sind, laut Geschäftsführer Dirk Podubrin, die einzigen Verletzungen, die so ein Spiel mit sich bringen könnte. Also hinein in den weißen Overall, Handschuhe an und Maske auf.
Es geht rauf aufs Feld. Eine 1:1-Situation. Meine Taktik: Losrennen, verstecken und dem Gegner die Kugeln ausgehen lassen. Die Schiedsrichterin zählt an, sobald die Waffen mit dem Lauf an den Startpunkt gehalten werden. Das Ziel: die Base des Gegners zu erreichen oder den anderen aus dem Spiel zu schießen.
Ich laufe los. Ab ins erste Haus, zum Verstecken. Ab und zu suche ich nach dem Gegner und feuere ein paar Schüsse ab. Doch immer, wenn ich auftauche, zeige ich meinen Standpunkt. Und ehe ich mich versehe, wandert der Kugelhagel vom Fenster zur Tür und ich werde am rechten Unterarm getroffen. Egal, ab in die nächste Runde. Nun bleibe ich stehen, ziele und versuche meinen Gegner zu treffen. Doch das reicht nicht. Auf dem Weg zur Deckung werde ich am rechten Knie getroffen. Indem ich meine Hand auf den Kopf lege, zeige ich, dass ich getroffen wurde und das Spiel damit beendet ist. Es geht hin und her zwischen den Deckungen. Am Ende steht es drei zu null für meinen Gegner. Und für mich geht’s besser nach Hause – die blauen Flecken pflegen.