Essen/Gelsenkirchen.
Nein, die Unschuld in Person sei er nicht, räumt der 41-Jährige aus Essen-Schonnebeck ein. In der Gelsenkirchener Bahnhofstraße und in der Essener City ist er immer wieder wegen Ladendiebstählen aufgefallen. Aber oft sei er verwechselt oder missverstanden worden, erzählt er der VII. Essener Strafkammer. Die Anklage wirft dem Drogensüchtigen neun Diebstähle, Beleidigung, Widerstand und zwei räuberische Diebstähle im Jahr 2011 vor.
Bei Netto in der Gelsenkirchener Bahnhofstraße scheint er Stammkunde zu sein. Da lässt er sich laut Anklage auch nicht vom Hausverbot schrecken. Mal klaut er sechs DVD für 77,94 Euro, mal zwei Flaschen Cola oder Wodka. Am 15. Dezember 2011 soll er dort den Kaufhausdetektiv mit einer aus einem Stromkabel selbst gebastelten Rute bedroht haben. Als die Polizei ihn festnehmen will, soll er sich mit Fäusten und Tritten gewehrt haben. Auch Beleidigungen sollen ihm nicht fremd sein. „Ihr Affen“ gehört noch zu den am ehesten zu nennenden Sprüche.
Parfüm für 237,85 Euro geklaut
In der Umgebung des Essener Hauptbahnhofes soll er auch geklaut haben, etwa Parfüm für 237,85 Euro in der Galeria Kaufhof. Für die Essener Polizisten hatte er neben den üblichen Beleidigungen auch eine aktuelle Variante parat: „Seit Ihr in Blau seid, seid Ihr noch hässlicher.“ Sein Messer soll er bei „Ihr Platz“ in Gelsenkirchen gezückt haben, nachdem er eine Flasche Wodka stahl. Und bei Rossmann in Essen ergriff er eine Schere. Die Kette, an der sie hing, war aber so kurz, dass er die Sicherheitskräfte nicht erreichte.
Den Diebstahl von Alkohol gibt der 41-Jährige zu. Aber Parfüm und Modeschmuck? Waren, die er zu Geld machen konnte? „Nein“, antwortet er Richter Volker Schepers, „mit Geld hatte ich es ja nie“. Aber der Freund seiner Ex, der habe nach Diebstählen schon mal seinen, also den Namen des Angeklagten, angegeben. Und das Messer? Das habe er nicht eingesetzt, sondern nur zufällig in der Hosentasche gehabt.
Eigentlich sieht der Vorbestrafte sich auf einem guten Weg, weil er seit einem halben Jahr kein Heroin mehr nimmt. Nüchtern, ohne Alkohol, sei er anders. Der Detektiv sei bekannt für falsche Anschuldigungen. Und bei den Polizeieinsätzen sei das Problem, „dass die immer erst hauen und dann erst fragen“. Ein Problem für ihn: „Immer krieg’ ich se, und dann werd’ ich ausfallend.“