Gelsenkirchen. . Christoph Wiegand (25) startet durch. Der Rapper aus der Altstadt bespielt Bühnen und Festivals in ganz Deutschland, seine Musik läuft bei 1Live und am 30. August erscheint sein erstes Album.

Sein Song „Geheime CD“ läuft bei 1Live, am Wochenende trat er zum zweiten Mal beim größten deutschen Hip Hop-Festival Splash auf und sein erstes Album „Am Wochenende Rapper“ steht in den Amazon-Verkaufscharts aktuell auf Platz 19, obwohl es erst am 30. August veröffentlicht wird. WAZ-Mitarbeiter Tobias Mühlenschulte und -Praktikant Tobias Eichhorn trafen Rapper Weekend (25), der eigentlich Christoph Wiegand heißt und in der Altstadt wohnt.

Airplay, Splash, Auftritte in ganz Deutschland, Album - Geht’s jetzt richtig los?

Christoph Wiegand: Das wird man sehen. Das entscheidet das Album. Es ist wichtig, dass das Album funktioniert. Die Grundvoraussetzungen sind gut, jetzt muss ich Leistung bringen.

Wann fing das an mit den deutschlandweiten Auftritten?

Wiegand: 2008 bin ich zum ersten Mal außerhalb NRWs aufgetreten. Damals war das vielleicht alle drei oder vier Monate. Nach dem VBT ist das dann so richtig angelaufen. (VBT ist das Video Battle Turnier – ein bundesweiter Wettbewerb für Rapper, den Weekend 2011 und 2012 gewonnen hat, d.Red.)

Seit wann machst Du Rap?

Wiegand: Angefangen hat das Ende 2004. In meinem Freundeskreis haben schon vorher Leute gerappt. Uns stand ein Mal in der Woche die Aula unserer Schule zur Verfügung und am Wochenende waren wir im Park. Tja, und dann hat sich einer ein Mikro gekauft und es ging los. Wir waren unfassbar beschissen, aber es hat Spaß gemacht und hat dann nicht aufgehört.

Welche Schule hast Du besucht?

Wiegand: Das Ricarda-Huch-Gymnasium. 2006 bin ich in der 12 abgegangen und habe auf einem Berufskolleg in Bochum mein Fachabitur gemacht. Heute bin ich Sozialarbeiter mit einer halben Stelle. Von mittwochs bis freitags bin ich im Büro, montags und dienstags kann ich mich nach den Auftritten an den Wochenenden akklimatisieren.

Wie würdest Du Deinen Stil bezeichnen?

Wiegand: Gerade ist ja im Rap alles sehr poppig geworden. Das darf es auch, aber bei uns ist das nicht so. Es ist rappig, es geht nach vorne und hat witzige Inhalte. Ernste Themen behandle ich vielleicht in zwei oder drei Songs. Auf meinem Album sind aber 15 Songs. Schwerpunkt: Hören, lachen, lustige Zeilen.

Der letzte bekannte Rapper aus Gelsenkirchen war MC Spontan in den 90er-Jahren. Kennt ihr euch?

Wiegand: Das stimmt nicht. Der bekannteste – und noch aktive – Rapper aus Gelsenkirchen ist Pillath. MC Spontan habe ich mit 14 Jahren mal beim Abhängen im Stadtgarten getroffen und dann wieder bei seinem Auftritt im V-Danceclub jetzt im Februar. Er ist nett. Ich habe ihm gesagt, dass er mein Jugendheld war und ich gerade das feier, was er damals gemacht hat. Die Musik von MC Spontan ist eine der Sachen, die ich früher zwangsläufig gehört habe.

Erinnerst Du Dich an Deinen ersten Auftritt?

Wiegand: Ja, das war in einem Jugendzentrum in Bismarck. Wir fanden’s nicht schlecht, aber es war wahrscheinlich daneben. Mit 16 hat man das anders wahrgenommen. Heute trinke ich z.B. nicht vor Auftritten. Wir haben damals nur rumgegrölt, aber es war wichtig sich auszuprobieren.

„Ich finde Lokalpatriotismus und Rap langweilig“ 

Spielt Deine Heimatstadt eine Rolle in Deinen Texten?

Wiegand: Nicht direkt. Ich finde Lokalpatriotismus und Rap langweilig. Das will keiner mehr hören. Aber ich fühle mich in Gelsenkirchen superwohl, ich habe einen großen Freundeskreis und bin gerne hier. Das sage ich auch in meinen Texten, aber ich stelle meine Stadt nicht vor, da gibt es spannenderes. Im Februar bin ich übrigens von Ückendorf in die Altstadt gezogen.

Bist Du Schalke-Fan?

Wiegand: Ich gucke, wann immer es geht, das muss sein. Wenn ich mit Freunden vor dem Fernseher sitze, halte ich aber lieber den Mund, damit ich mich nicht blamiere. Wenn es irgendwie geht, gucken wir auch vor einem Auftritt in der jeweiligen Stadt.

Ist Deine Anhängerschaft hier im Ruhrgebiet größer als anderswo?

Wiegand: Es gibt durch das Internet nicht mehr so krasse regionale Unterschiede wie früher. Damals ist MC Spontan durch Gelsenkirchen gelaufen und alle kannten ihn, aber in Berlin hätten die Leute sich wahrscheinlich nur gefragt, warum dieser Typ die Hose so komisch angezogen hat. Allerdings muss ich sagen, dass ich im März im FZW in Dortmund, als ich ein paar Songs vom Album vorab vorgestellt habe, schon die Nähe zur Heimat gespürt habe. Viel lieber hätte ich das natürlich hier in Gelsenkirchen gemacht, aber es gibt keine geeignete Location.

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Deine weiteren Pläne?

Wiegand: Im August kommt erstmal das Album, dann geht so langsam die Festival-Phase zu Ende und dann mache ich hoffentlich zwei Wochen Urlaub am Strand und schalte mein Handy ab. Und im Oktober beginnt die Deutschland-Tour „Jeden Tag Wochenende“.