Gelsenkirchen. Ricarda und Grillo feiern vereint im Bochumer Ruhrcongress. Nach Feuerwerk, Festreden, Familienfotos und Dauer-Limbo, Tanz und Live-Musik gibt’s auch etwas Wehmut.
Der große Saal im Ruhrcongress in Bochum ist ein einziges Stimmengewirr. Große Erwartungen liegen in der Luft. Könnte man sie angeln, sie wären ganz dicke Fische. Man merkt, dieser Abend soll etwas ganz Besonderes werden. Immerhin trennen sich ab heute die Wege, die die Schule bisher vereinte.
Dann wird es dunkel im Saal. Die bunten, die wehenden, die kurzen und die langen Kleider haben allesamt Pause. Die Mädchen setzen sich. Die Jungs – stilvoll im Anzug, mal mit Fliege, mal mit Krawatte – tun es ihnen gleich. Die Familien machen noch schnell ein paar erste Fotos.
Wird es in der Halle nebenan dunkel, dreht sich alles um „Starlight Express“, der wie ein Schutzpatron den Weg zum Licht „ganz am Ende des Tunnels“ zeigt. Das Licht, was nun das Dunkel durchtrennt, zeigt den Schriftzug „Abi 13“. In großen Lettern steht er auf der Bühne und brennt. Klänge aus den Charts ertönen. Das sind die Lieder, die ab heute immer Erinnerungen an einen großen Abend wecken sollen. Funken sprühen fontänenartig aus dem Bühnenboden, es wird laut. Der Abiknall. Applaus brandet auf.
Der erste Eindruck ist perfekt
Eine Handvoll junger Damen und ein ebenso junger Herr betreten die Bühne: Das Abiball-Komitee des Ricarda-Huch- und Grillo-Gymnasiums. Stressige Tage, Wochen, Monate liegen hinter ihnen. Die Organisation des Balls für zwei G8- und zwei G9-Jahrgänge hat Kraft und Nerven gekostet. Nun stehen sie auf dem Höhepunkt ihrer Arbeit und werden durch das Programm leiten. Der erste Eindruck ist perfekt: Bei der Wahl des Outfits scheint penibel darauf geachtet worden zu sein, dass keine Farbe zweimal auf der Bühne steht. Respekt.
Schnell und zurückgenommen übergeben sie das Wort nach einer kurzen Begrüßung an Manfred Gast, Schulleiter des Grillo-Gymnasiums. „Als doppelter Abiturjahrgang habt ihr Geschichte geschrieben“, sagt er. Mit warmen Worten lobt er die Leistungen der Schüler, der Stufenleiter und Beratungslehrer. Am Ende dankt er den Eltern für ihre Geduld mit gestressten Abiturienten. Seinen ehemaligen Schülern wünscht er alles Gute und entlässt sie mit den Worten „vergessen Sie unsere alte Schule nicht“ in den Abend, in die Welt.
Tanzfläche füllt sich schnell
Als nächstes folgt die Bitte zum Tanz: Zum Abschlusstanz. Zögerlich betreten erste Mutige die große Tanzfläche. Manchen sieht man den Unterricht an, andere improvisieren, schweben aber ebenso schön dahin. Bald füllt sich die Fläche mit Vater und Tochter, Freund und Freundin, Mutter und Sohn.
Doch so stark der Abiball begann, so schnell plätschert er dahin, verliert an Glanz. Vielleicht ist es die Nervosität, die manchen Moderatoren Satzbau und Grammatik im Mund verdrehte, vielleicht ist es ein kleiner Protest gegen Jambus und Alexandriner aus dem jahrelangen Deutschunterricht.
Endlich ohne Aufzeigen ins Gespräch kommen
Wie auch immer: Die dritte Runde Schüler-gegen-Lehrer-Limbo ist dann doch ermüdend. Der Auftritt der Band „Sqaure in a circle“, die mit Cover-Songs, genau in die, auf Nostalgie gepolten Herzen der Abiturienten zielt, setzt den letzten Programmpunkt vor der Eröffnung des Buffets.
Nachdem die ersten Bäuche voll sind, kommen Schüler und Lehrer ins Gespräch – endlich ohne Aufzeigen und – ja, tatsächlich – als Menschen. Es geht um die Zukunft, gemeinsame Erlebnisse und „Du“-Angebote seitens der Lehrer.
Dann wird es wieder dunkel. Funken sprühen, kleine Flammen lodern auf, ein Feuerwerk explodiert auf der Bühne. Der Abiball endet, wie er begonnen hat – mit einem Knall. Was danach kommt? Das wissen wohl nur die Sterne.
900 Gäste, verteilt auf 75 Tische
Laut Abi-Komitee sind 900 Menschen – also Absolventen beider Gymnasien, Angehörige, Freunde und Lehrer – zum Abiball in den Ruhrcongress gekommen.
Je zwei bis drei Familien wurden einem Tisch zugeteilt. Insgesamt waren es rund 75 Tische, die so im Saal verteilt wurden, dass in der Mitte eine große Tanzfläche entstand. Auf dieser feierten die Absolventen ihren letzten gemeinsamen Abend und tanzten zu DJ-Musik.
Pro Karte hat jeder Besucher des Balls 27 Euro zahlen müssen – inklusive Buffet, exklusive Getränke.
Kritiklos blieb der Abend nicht: Hier und da hörte man Stimmen von Schülern, Eltern oder Lehrern über fehlende Festlichkeit. Die Zeugnisvergabe und Besten-Ehrungen hatten bereits eine Woche zuvor stattgefunden.