Gelsenkirchen. Dass der Autor Bastian Bielendorfer keine guten Erinnerungen an seinen Abi-Ball hat, lässt bereits sein erstes Buch erahnen. Den Märchenball, von dem so viele träumen, hat er nicht erlebt.

In diesem Jahr sind es für Autor Bastian Bielendorfer (28) zehn Jahre. Zehn Jahre ist es her, dass seine Schulzeit am Grillo-Gymnasium mit dem Abi-Ball gekrönt wurde. Dass Gelsenkirchens bekanntestes Lehrerkind sich eher ungern an seinen Abschlussball erinnert, deutet sich bereits in seinem Erstlingswerk (Lehrerkind - Lebenslänglich Pausenhof) an. Für gute Laune sorgte lediglich ein Flachmann.

„Das war sicher nicht meine Traumveranstaltung, sondern vielmehr ein großes Zeremoniell der Adoleszenz, eine Feier für die Schulerfolgreichen, wahnsinnig unangenehm und schrecklich“, erinnert er sich.

"Ein brandwütiger Bestatter in Ausbildung"

Für ihn fing das Unheil bereits mit der Anzugwahl an. Schwarz war der – und aus der C&A-Übergrößenabteilung. Dazu: Ein Hemd mit Rüschenkragen. „Ich sah aus wie ein brandwütiger Bestatter in Ausbildung. Das erinnerte sehr an die Rocky-Horror Picture-Show“, sagt er. Und dann verließ ihn kurz vor dem großen Ball auch noch seine Freundin. „Ich war ein todessehnsüchtiger 18-Jähriger“, sagt er. Jetzt erklärt sich auch das mit dem Flachmann.

Den Ball selbst beschreibt Bastian Bielendorfer letztlich als banal: Familie, Zeugnisse, kaltes Buffet. Nach dem Pflichtprogramm ging es ohne Eltern weiter. 1. Station: Die „Fledermaus“ an der Ringstraße. Der 28-Jährige erinnert sich an „schmierbäuchige Sparkassenfilialleiter, die zu Toto tanzten“. Der krönende Abschluss: Ein Big-Mac-Menu im Fastfood-Himmel. Pompös geht anders.

Einzig eine schöne Erinnerung hat Bielendorfer an seinen Abschluss-Ball: „Die stolzen Augen meiner Oma – das war das Berührendste, was ich je erlebt habe.“ Sie sah ihren Enkel – trotz Dracula-Outfit -- als „adretten jungen Mann“. „Das Bild von mir stand immer auf ihrem Nachttisch“, sagt Bielendorfer.