Gelsenkirchen. Dietlinde Maaßen-Voss (68), ehemals Lehrerin an einer Herner Förderschule, organisiert seit sieben Jahren die Hausaufgabenhilfe im Ferdinand-Lassalle-Haus in Hüllen. Für dieses ehrenamtliche Engagement wurde sie nun vom Verein Hüllen aktiv ausgezeichnet.
Dietlinde Maaßen-Voss ist voller „Kuchendrang“. Ihre helfenden Hände sind im Dauereinsatz. Muffins hier, Waffeln da, ein freundliches Lächeln gibt es gratis. Fast bekommt sie gar nicht mit, dass sie auf die Bühne gerufen wird. „Was ich? Das ist doch nur ein Spaß“, sagt sie. Doch die Zwei auf der Bühne meinen es ernst.
Herbert Barthold, Vorsitzender von „Hüllen aktiv“ und Detlev Preuß, Bezirksbürgermeister Mitte, wollen den Rahmen der Hüller Kaffeetafel im Ferdinand-Lassalle-Haus nutzen, um die 68-Jährige ganz offiziell zu ehren. Für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement bei der Hausaufgabenhilfe im Lassalle-Haus erhält sie die Nachbarschaftsurkunde. „Damit zeichnet Hüllen aktiv, unterstützt von der Apostel-Kirchengemeinschaft, Menschen aus, die sich mit großem Herz für eine Sache einsetzen“, sagt der ehemalige Pfarrer. Voraussetzung für diese Ehrung ist, dass die Person von einer anderen vorgeschlagen wird.
Sie hilft eben gern
„Mein Sohn droht mir schon lange damit, mich irgendwann vorzuschlagen“, sagt Maaßen-Voss und lacht. Sie scheint nicht die Frau für den Auftritt im Rampenlicht. Doch die Freude über die Anerkennung ihrer Leistung strahlt aus ihr heraus. „Schön“ sei das, aber sie „helfe eben gern“.
Seitdem die Sonderschullehrerin vor sieben Jahren pensioniert wurde, hilft sie von Montag bis Freitag bei der Hausaufgabenbetreuung. „Neben reisen und lesen wollte ich noch irgendetwas tun, damit die Welt merkt, dass ich lebe“, sagt sie.
Fünfmal in der Woche
So sitzt sie nun fünfmal in der Woche zwischen 14 und 16 Uhr mit Schülern der Schule an der Erzbahn und der Gemeinschaftsgrundschule am Dörmannsweg zusammen und erklärt die Rätsel der Grammatik und Mathematik. Einige kommen regelmäßig, andere, wenn sie etwas nicht verstehen. „Es sind oft Kinder mit großen Defiziten dabei. Da hilft am ehesten die Betreuung in kleinen Gruppen“, sagt sie.
Besondere Probleme bereiteten den Kindern, die häufig einen Migrationshintergrund hätten, Sachaufgaben. „Sie lesen die, aber verstehen sie nicht“, sagt Maaßen-Voss. Also müsse sie die Aufgabe in eigenen Worten erklären, manchmal sogar vormachen. „Dann versteht es auch der Letzte“. Die 68-Jährige, die auch Falken-Mitglied und in der Frauengruppe der SPD aktiv ist, tut das mit großer Geduld. „Die schönste Bestätigung“, sagt sie,„ist es, wenn ein Kind, das immer nur Vieren oder Fünfen schreibt, mit einer Zwei nach Hause kommt. Das Strahlen, kann mir keiner bezahlen.“
Plötzlich stürmen zwei Mädels herbei, umarmen Maaßen-Voss, lassen „unsere Linde“ gar nicht mehr los. „Das sind zwei meiner Schützlinge“, sagt Maaßen-Voss und umarmt zurück. Wie lange sie die Arbeit noch machen wolle? „So lange ich kann und gebraucht werde“, sagt sie.
Und dann ist sie, ganz folgerichtig, bei Erich Kästner: „Sie wissen doch: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“