Gelsenkirchen.

Links entlang kreuzt die Rotthauser Straße, bevor es geradeaus in die Hiberniastraße geht. „Da ist es aber nicht so schön.“ Also geht es ab Wittekindstraße rechts herum. Richtung Stadtgarten. Diesen Weg schlägt Sabine Prinz (48) bevorzugt mit ihren zwei vierbeinigen „Ersatzkindern“ ein, wie sie ihre Hunde schmunzelnd nennt – vorbei an ruhig gelegenen Mehrfamilienhäusern und gepflegten Stadtvillen.

Sabine Prinz ist ein Gelsenkirchener Mädel. Aufgewachsen in Hüllen, später zehn Jahre Ückendorf. Seit über zehn Jahren ist die Altstadt das Wohnquartier der Chefin einer Dienstleistungsagentur rund um den Haushalt. „Es ist schön hier mit dem Park gleich nebenan, der Nähe zur Stadt und einer guten Nachbarschaft“, fasst sie zusammen, was ihr Umfeld ausmacht. Nicht zu vergessen: der gepflegte Garten hinter dem Haus, die von Autoverkehr und neugierigen Blicken abgeschirmte Ruhequelle des Ehepaares Prinz und seiner Nachbarn.

Verschmutzung fällt auf

Auf dem Weg in Gelsenkirchens grüne City-Oase spricht sie an, was (nicht nur) ihr immer wieder unangenehm auffällt: Verschmutzung, Müll… Sie wünscht sich, was den Stadtgarten angeht, ein zweibeiniges Relikt ihrer Kindertage zurück: „Wir bräuchten unbedingt wieder einen Parkwärter. Mit einem schönen großen Hund.“ Sie konkretisiert: „Im kleinen Pavillon können die Leute gern sitzen und feiern. Aber, müssen die ihre Flaschen unbedingt zerschlagen anstatt sie in den Abfalleimer zu werfen?“

Am kleinen See angekommen, dort, wo ihre Lieblingsbank unter einer schattigen Weide steht, fragt sich die 48-Jährige: „Was machen die eigentlich mit den Enten? Hier sind nur Erpel zu sehen.“ Und Jungtiere, wohlgemerkt. Weiter geht es am Maritim vorbei durch den Fußgängertunnel unter der Overweg-straße in Richtung Heinrich-König-Platz. Als die evangelische Altstadtkirche in Sichtweite ist, meint WAZ-Leserbeirätin Prinz: „Das ist meine Kirche.“ Genauer: ihre Kirche, wenn hier die Thomas-Messe (wie neulich) gefeiert wird. Sie ist Anhängerin dieser von Laien vorbereiteten Gottesdienstform.

"Ein echter Gewinn für die City ist Primark"

Wenn ihre Zeit es zulässt, bummelt die Gelsenkirchenerin gerne über die Bahnhofstraße. „Ein echter Gewinn für die City ist Primark, ob man die Sachen nun mag oder nicht.“ Im Extrablatt an der Arminstraße trinkt sie gerne einen Kaffee und genießt ansonsten kulturelle Angebote. Das Spanien-Festival fand sie schön und die Jazz-Tage seien ein Highlight. Aber zu normalen Zeiten sei abends nicht viel los. Okay, „wir haben ein wunderschönes Musiktheater. Aber ein Kino fehlt.“ Das an der Hauptstraße, das sei toll gewesen. Und wo wir in der Nähe des Margarethe-Zingler-Platzes sind: „Ich habe neulich mal wieder den Neubau gesehen und gedacht: Was haben die hier zugelassen?“ Ihr fehlt ein Bio-Supermarkt.

Kurz vor dem Bahnhof schnuppert Sabine Prinz kurz am Büchertisch vor der Mayerschen. Der Weg führt durch die schmale begrünte Gasse hinter dem Bahnhof Richtung Hiberniastraße. Hier geht die Politikwissenschaftlerin und Kauffrau ungern her. Heute geht’s. Es sieht frisch gereinigt aus und das Publikum, das sonst hier abhängt, ist nicht zu sehen. Im Einmündungsbereich Rotthauser-/Wittekind-/Hiberniastraße deutet sie auf eine Grünfläche: „Der Spielplatz vergammelt.“ Zurück an ihrer Wohnadresse äußert Sabine Prinz noch einen Wunsch: „Ich würde gerne das Begleitgrün vor unserem Haus gestalten und selbst etwas pflanzen.“ Eine Genehmigung dafür hat sie allerdings nicht bekommen. „Vielleicht könnte man ja mal einen Wettbewerb veranstalten. Für Bürger, die sich um die Grünflächen vor ihren Häusern kümmern.“

Die Altstadt in Zahlen 

8903 Menschen leben in der Altstadt; das ist der Stand vom 31. Dezember 2010. Zum Vergleich: Im gesamten Bezirk Mitte leben insgesamt 88 375 Menschen. Untergebracht sind die Altstädter in insgesamt 730 Häusern mit zusammen 5310 Wohnungen.

Mit 2184 Beschäftigten in sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen (ebenfalls Stand 31. Dezember 2010) liegt der Anteil der Berufstätigen innerhalb der Altstadtbevölkerung bei 39,6 Prozent. 795 Frauen und Männer waren zu dem Zeitpunkt arbeitslos.

Der Seniorenanteil liegt in der Altstadt bei knapp 22 Prozent. 1037 Frauen und Männer sind 75 Jahre und älter. Ebenfalls rund 22 Prozent beträgt der Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung; in einer absoluten Zahl ausgedrückt sind das 1961 Menschen. Mit 68,14 Prozent der Gesamtzuzüge Nichtdeutscher in die Stadtteile liegt die Altstadt in Gelsenkirchen vorne.

Fünf Kitas mit 373 belegten Plätzen und acht Spielplätze für die Kleinen gab es zum Zeitpunkt der letzten Erhebung. Die insgesamt 774 Schüler verteilen sich auf Grundschulen (293), Hauptschulen (87), Realschulen (101), Gymnasien (142) und Gesamtschulen (151). Zum Sport: Es gibt fünf Turnhallen, aber keine sportliche Nutzfläche wie etwa Bolzplätze.

Handel und Dienstleistungs-unternehmen machen den Löwenanteil am Altstadt-Gewerbe aus. Zur Erholung: Neben Grünflächen wie dem Stadtgarten gibt es 35 Kleingärten. Das ist der Anteil der Anlage Schwarzmühle, die auf dem Altstadtgebiet liegt. Die anderen 106 Gärten der Anlage gehören zum Feldmarker Gebiet.