Gelsenkirchen. . Das erste Abteufen im Jahr 1863 gilt als Geburtsstunde der Stadt Gelsenkirchen und Schalke. Heute ist das Gelände Industriedenkmal und Wahrzeichen. Großes Familien- und Kulturfest am 22. Juni.
Viele verbinden mit dem Abteufen des Schacht 1 (Gertrud) an der heutigen Gewerkenstraße die Geburtsstunden von Schalke und der Stadt Gelsenkirchen. Das war im Jahr 1863. Heute, 2013, begeht die Zeche Consol ihr 150-jähriges Jubiläum. Ein Anlass für uns, die Geschichte der Zeche in kleinen Zeitblöcken darzustellen. Und ein Grund, den Jahrestag groß zu feiern.
Ein Initiativkreis aus Vereinen, Institutionen und weiteren engagierten Gruppen hat sich zusammengefunden, um dieses Ereignis gebührend zu würdigen und die historische Bedeutung dieses Jubiläums herauszustellen. Zentrale Veranstaltung dafür ist das Kultur- und Familienfest am Samstag, 22. Juni auf dem Consol-Gelände, dem Wahrzeichen Bismarcks. Von 14 bis 21 Uhr werden auf drei Spielflächen zahlreiche Programmpunkte präsentiert. Dazu gehören Präsentationen von Kindern und Jugendlichen aus Bismarcker Vereinen, Schulen und Kitas, Theater-Comedy, Ruhr-Pott-Kneipen-Schlager, Live-Konzerte von Klassik über Pop und Folklore bis hin zu Rock sowie Führungen und wissenschaftliche Vorträge.
Unter Denkmalschutz
Schon zu Betriebszeiten der Zeche Consolidation erkannte man den Denkmalwert des Fördergerüsts über Schacht 9 und so kam es bereits 1987 zur Eintragung in die Denkmalliste der Stadt Gelsenkirchen. Die zugehörigen Maschinenhäuser wurden 1992 unter Schutz gestellt. Damit war der erste Schritt zur Bewahrung des industriehistorischen Monuments und Wahrzeichens getan. Mit der Übertragung des Fördergerüsts sowie der Maschinenhäuser in das Eigentum der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur im Jahr 1998 wurde die langfristige Bewahrung des Ensembles „Consolidation Schacht 9“ ermöglicht. Das Denkmalensemble Bergwerk Consolidation Schacht 9 mit dem Fördergerüst und den zugehörigen Maschinenhäusern wurde in den Jahren 2002 bis 2005 von der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur und der Stadt Gelsenkirchen mit finanzieller Unterstützung des Landes NRW sowie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz saniert.
Im nördlichen Maschinenhaus präsentiert die Stadt seit 2006 die Sammlung Werner Thiel (1927-2003) mit faszinierenden „Fundstücken“ aus dem Bergbau. Seit 1980 trug der Gelsenkirchener Künstler Artefakte und Relikte bergmännischer und industrieller Arbeit zusammen, um sie in Installationen und Kollagen zu bearbeiten.
Im südlichen Maschinenhaus hat der Initiativkreis Bergwerk Consolidation seine Bleibe. Die Mitglieder des im Jahr 1997 gegründeten Vereins engagieren sich sehr für das Denkmal, bieten Führungen an und präsentieren ihre Fördermaschine, die sie ebenso liebevoll wie sorgfältig konserviert und sogar wieder funktionstüchtig gemacht haben.
Die Geschichte von Consol
1848 – 1885
In der Schalker Mark und den umliegenden Bauernschaften beginnen die Mutungsbohrungen. 1854 stoßen die Suchenden in 170 Metern Tiefe auf ein Kohleflöz. Der findige Essener Kaufmann und Investor Friedrich Grillo veranlasst darauf 1861 den Zusammenschluss verschiedener Gewerken zur „Gewerkschaft des Steinkohlebergwerks Consolidation.“ Die Erwartungen in den Betrieb erfüllten sich, im Oktober 1865 beginnt die Förderung von Fett- und Gaskohle. Ausbeute der 131 Beschäftigten: 2383 Tonnen. Es folgt ein rasanter Aufstieg. Von 1872 bis 1876 ist Zeche Consol mit 285.459 t und 1517 Arbeitern die größte Zeche im Ruhrrevier. 1883 kommt auf Schacht Gertrud eine Kokerei dazu, 1885 erreicht das Bergwerk eine Förderung von 709.367 t, es hat 2374 Beschäftigte.
1886 – 1922
Die Gewerkenversammlung beschließt 1889 den Verkauf des Vermögens an eine Aktiengesellschaft mit 16.000.000 Mark Grundkapital. 1896 wird eine Familienkrankenkasse eingerichtet. Das Maschinenhaus für eine elektrische Kraftzentrale entsteht 1904. Und 1910 müssen auf den Schachtanlagen Consolidation erstmals sogar 13 Feierschichten eingelegt werden. Denn das Bergwerk blüht, es fördert 1.660.780 t Kohle, hat 6750 Beschäftigte. 1912 wird auf Consolidation 3-4 eine Kantine für Belegschaftsmitglieder gebaut und das Aktienkapital auf 20.000.000 Mark erhöht. 1922 bekommt die Fördermaschine Schacht 9 eine Zwillings-Dampffördermaschine. Consolidation und „Unser-Fritz“ arbeiten nun auf Rechnung der Mannesmannröhren-Werke Düsseldorf, die Zeche „Unser-Fritz“ ist aber selbstständig.
1923 – 1959
1924 setzen die Kumpel auf Schacht 1 die 8. Sohle in 820 m Tiefe an. Und die Förderquote steigt weiter, 1925 betrug sie 1.863.410t, unter und über Tage gehen 8650 Beschäftigte ihrem Broterwerb nach. 1929 übernimmt Consolidation die stillgelegte Schachtanlage „Unser-Fritz“. Das gleichnamige Feld wird 1936 wieder in Betrieb genommen. Das Grubenfeld ist 14 km² groß. Auch die Kokerei Consolidation 3-4-9 geht wieder in Betrieb – sie war 1932 stillgelegt worden. 1944 erleiden die Schächte 1-6 und 2-7 schwere Schäden durch das Bombardement der Alliierten. Schacht 3 bis 8. Sohle wird tiefergeteuft. 1945 nimmt Consol die Förderung wieder auf. Auch die Kokerei geht wieder in Betrieb. Nach Kriegsende steigt die Produktion wieder, 6916 Menschen arbeiten auf der Zeche, die nun 2.227.420t abbaut.
1962 – 1997
1967 stellt man auf Schacht 1-6 das Fördern ein, zugleich wird auch die Kokerei Consolidation 1-6 und 3-4-9 stillgelegt. Auch der Tagesbetrieb „Unser-Fritz“ 1-4 kommt zum Erliegen. 1970 beträgt die Fördermenge noch 2.148.133t, aber nur 4480 Beschäftigte finden Lohn und Brot auf Zeche Consol. 1977 sind folgende Gesamtanlagen in Betrieb: Consolidation 3-4-9, 6, 7 und 8, dazu „Unser-Fritz“ 1-4, 2-3 und 5 sowie Pluto 2-3-4-7. 1987 dann die Übernahme der Förderung unter Tage von der Schachtanlage Nordstern. Die Anlagen Consolidation-Nordstern schaffen zusammen etwa 15.000 t/Tag. Dann geht es Schlag auf Schlag. 4.129.918 t und 5314 Beschäftigte sind es im Jahr 1993. Drei Jahre späte kommt das Baufeld Süd mit allen Schächten von Consolidation zum Erliegen. Und 1997 ist das Bergwerk Geschichte.