Gelsenkirchen. Die Agilia-Messe für Personen ab 50 Jahren war erstmals in der Veltins-Arena zu Gast. Von A wie Alpentouristik bis Z wie ZWAR-Gruppe war alles vertreten. Die Veranstalter zählten „knapp 8000 Besucher“

Premiere für die Agilia in der Veltins-Arena: Die Messe soll die Bedürfnisse von Menschen ab 50 Jahren ansprechen. Am Pfingstwochenende machten die Besucher sich ein Bild von „dem Projekt, das noch in Kinderschuhen steckt“, wie Veranstalter Ulf Hofes sagte. Ob die Messe das hält, was sie verspricht? Die zwölfköpfige Frauengruppe „50 Plus“ des Sportvereins TuS Westerholt/Bertlich hat sich auf der Messe umgeschaut.

Flut von Ständen

Es ist kurz vor Elf Uhr am Samstagmorgen. Die Turngruppe rund um Übungsleiterin Brigitte Pfropfreis betritt durch den Tunnel Nummer 4 den Innenraum der Arena. Die ersten Kommentare: „Boa, ist das kalt hier.“ Es sind kaum 20°C in der Halle. Viele haben sich zu dünn angezogen. Am Ende des Tages werden sie durchgefroren sein.

Umgeben von zahlreichen Ständen ist es zuerst schwer, den Weg zur Hauptbühne auszumachen. Die Eröffnung, die dort stattfindet, wollen sie nämlich alle miterleben. Zumindest ist das der Plan. An der Bühne kommen dann nur zwei Turnerinnen an, denn die Gruppe hat sich dreigeteilt. Die Verkäufer an den Ständen wollen die ersten Gäste sofort auf ihre Seite ziehen. „Probieren sie diesen neuen Verband. Er haftet ohne Klebestreifen“, sagt der Verkäufer.

Sport ist Mangelware

Während die Hartgesottenen mit einem „Danke“ weiterziehen und den Weg zur Bühne nur mit Scheuklappen finden, bleibt ein Teil der Gruppe stehen. Und ehe sie sich versehen, ist der Finger auch schon mit blauem Verband beklebt. Die restlichen Frauen sind schon gar nicht mehr zu sehen. Nach zehn Minuten kommen sie bereits mit voll gefüllten Taschen an der Bühne an. Reizüberflutung.

Lange hält es die Gruppe nicht an der Bühne. „Die Stühle sind zu kalt. Wir müssen uns bewegen“, sagt Vorsitzende Anne Reich. Vor allem interessiert die Frauen der sportliche Aspekt. „Wir sind immer auf der Suche nach neuen Anreizen für unsere Stunden. Von Aerobic bis Line Dance machen wir alles. Auch Gymnastik.“ Sport als Thema ist auf der Messe aber eher Mangelware. Stattdessen gibt es elektrische Rollstühle, Mäh-Roboter und elektrische Garagentore. Die Frauen schlendern zwischen den Ständen von Knoblauchspeck, Wein, und Schokolade. „Verhungern werden wir hier nicht“, sagt Christa Wellmann als sie die Teller voller Kostproben sieht. Um zwölf Uhr trifft sich die Gruppe zu einer Seniorentanzaufführung, mitmachen ist hier erwünscht. Das lassen sich die Frauen nicht zweimal sagen.

Nächster Auftritt mit der Tanzgruppe

Dann geht es weiter. Besondere Aufmerksamkeit erregt der Stand von „brainlight“. Hier sind Massagesessel aufgebaut, ein Computer steuert 95 Programme mit verschiedenen Massagen, sagt Verkäuferin Marine Roweda. Das möchten Brigitte Pfropfreis und Ulla Schmiedl auch ausprobieren. Schuhe aus und rein in den Sessel. Es werden Kopfhörer und eine Brille aufgesetzt. So hören sie Entspannungsmusik und die Brille erzeugt Lichtreflexe, die entspannen. „Es ist ein wenig vergleichbar wie mit Hypnose“, sagt Roweda. Doch entspannen können die beiden Frauen nicht wirklich. „Man hört die ganzen Nebengeräusche, wenn sich alle unterhalten und vorbeigehen“, sagt Brigitte Pfropfreis.

Nachmittags treten viele Besucher den Rückzug an. Ein Vorteil, denn die Händler wollen ihre „Pröbchen“ unters Volk bringen. So haben alle zwölf Damen am Ende des Tages ganz schön zu schleppen. Und wie hat die Messe gefallen? „Ich hätte mir mehr Sport gewünscht“, sagte Anne Reich. Brigitte Pfropfreis stimmt ihr zu: „So viele für uns interessante Stände gibt es nicht. Aber vielleicht treten wir nächstes Mal als Tanzgruppe auf. Dann können wir unsere Tänze vorführen.“

Veranstalter: Der Start ist geglückt

Rund 150 Aussteller waren an der Agilia beteiligt. 400 Stunden Programm mit Vorträgen und Kleinkunst rundeten die Messe ab. Veranstalter Ulf Hofes: „Knapp 8000 Zuschauer haben wir gehabt. Der Start ist geglückt, wenn es auch etwas frostig in der Halle war und einige deshalb sicher nicht so lange geblieben sind wie gedacht. Die Messe wird wachsen in den nächsten Jahren.“

„Ein Knaller“ war laut Hofes der ökumenische Pfingstgottesdienst. Die Pfarrer fuhren auf sechs Motorrädern des Christlichen Motorradclubs Oberhausen ein. 400 Zuschauer verfolgten das Geschehen. Der Gottesdienst soll fest ins Messeprogramm aufgenommen werden.