Gelsenkirchen. . Die Frauen von St. Augustinus in Gelsenkirchen sind auch politisch, sie sammeln zum Beispiel Unterschriften gegen Rentenpläne.
Es gibt Veranstaltungen, die können Sinnbild für etwas sein. Auf einen Punkt gebracht, zeigen sie einen Trend, den Stand einer Entwicklung. Die Mitgliederversammlung der katholischen Frauengemeinschaft (KFD) der Propstei St. Augustinus ist so eine. Sie ist Sinnbild für jahrelanges Engagement, aber auch für Nachwuchsprobleme.
Im Augustinushaus hat sich der Großteil der 186 Mitglieder versammelt. An ordentlich aufgestellten Tischen sitzen akkurat frisierte Frauen bei Kaffee und Kuchen. Die überwiegende Haarfarbe: weiß-grau. Die an der Garderobe abgestellten Rollatoren vervollständigen das Bild. „Ja, wir haben eine sehr hohe Altersstruktur und dazu noch Nachwuchsprobleme“, sagt Schriftführerin Mechthild Evers (65), „wir versuchen zwar, Werbung bei jungen Frauen zu machen, aber der Wunsch, sich in einem Verband zu organisieren, ist bei ihnen einfach nicht mehr so groß.“
"Wir sind kein Kaffeeklatschverein"
Dabei ist der Verband, dem bundesweit knapp 600.000 Frauen angehören, für viele der im Augustinushaus Anwesenden gerade wegen dieser organisierten Struktur so wichtig. „Die Gemeinschaft und das gemeinsame Beten haben mir, gerade in schweren Phasen, immer sehr viel bedeutet“, sagt Ursel Schaub. Die 75-Jährige wird – gemeinsam mit elf weiteren Frauen – für ihre langjährige Mitgliedschaft geehrt. „Unsere Ulla“ nennen sie sie. Schaub, die ihr 50-jähriges KFD-Jubiläum feiert, hat zwölf Jahre im Vorstand gearbeitet, sich für die Gemeinschaft engagiert. „Ich habe eine kaufmännische Ausbildung und konnte immer gut mit Geld umgehen, so bin ich 1990 Kassiererin geworden“, erzählt sie, „und ich habe das immer gerne gemacht“.
Doch sie hat nicht nur viel Freizeit investiert, sie hat beispielsweise auch das Sommercafé, das jeden Mittwoch in den Sommerferien im Augustinushaus stattfindet, gegründet. Aber, auch wenn es viel um Kaffee geht, sagt Schaub, die heute aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr aktiv im Verband ist, ganz klar: „Wir sind kein Kaffeeklatschverein.“ Auch ihre ehemalige Vorstandskollegin Marietta Stättner (61) erklärt: „Die KFD ist auch politisch.“ Mit Aktionen auf dem Neumarkt oder Unterschriftensammlungen gegen neue Rentenpläne zu Lasten von Frauen habe man sich eingesetzt. „Wir haben schon so Einiges für Frauen bewegt“, sagt Schaub, „wir setzen uns ein, graben tief, um neue Möglichkeiten hervorzuholen.“ Natürlich hätten sich in der Verbandsarbeit die Themen verändert. Früher habe sich die KFD als „Mütterverein“ verstanden. Das klassische Vater-Mutter-Kind-Muster war üblich. „Heute gehen wir auch gezielt auf die Interessen alleinerziehender Mütter ein“, sagt Schaub.
Sie selbst ist ohne ihr Zutun zur KFD gekommen. „Meine Schwiegermutter hat mich nach meiner Hochzeit einfach angemeldet – das war damals so“, sagt sie und lacht.
Arbeit und Ehrung zugleich
Weltliche und religiöse Elemente gehen bei der KFD Hand in Hand: Es gibt gemeinsame Reisen, aber auch einen Liturgiekreis, der einmal im Monat eine eigene Messe gestaltet. Außerdem gibt es einen jährlichen Besinnungstag, bei dem immer ein religiöses Thema im Vordergrund steht. In diesem Jahr lautet es: Frauen im Neuen Testament – wie sie zum Glauben kamen.
Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung wurden neben Ursel Schaub geehrt: Gisela Bronsert, Hildegard Mankowski, Magdalena Nüssen (25 Jahre Mitgliedschaft), Elisabeth Brune (40 Jahre), Gabriele Mieczkowski, Annemarie Pinnekamp (50 Jahre), Hannelore Apel, Ilse Benthaus, Herta Gartmann, Maria Strauß (55 Jahre) und Maria Hullmann (60 Jahre).