Gelsenkirchen.

In Bismarck engagieren sich seit 100 Jahren Frauen in der Kfd St. Franziskus. Doch das Feiern und die Geselligkeit haben sie dabei nie vergessen. Kurz vor ihrer Jubiläumsfeier blicken sie auf ihre lange Geschichte zurück.

„Wisst ihr noch, damals, als wir uns zu Karneval als ‘Mütterchen’ verkleidet haben?“, fragt Elisabeth Zentarra (81) in die Runde. Sie zeigt auf ein altes Foto mit konservativ gekleideten Frauen. Damals. So beginnen viele Geschichten, die sich die Damen der katholischen Frauengemeinschaft (Kfd) St. Franziskus in Bismarck derzeit erzählen.

Der Grund für die Nostalgie ist das 100-jährige Jubiläum der christlichen Frauengruppe. Am 22. Mai 1910 wurde diese gegründet - damals hieß sie jedoch noch „Mütterverein“. „Aus unserer Chronik entnehmen wir, dass bereits 1904 schon von einem ‘Mütterverein’ die Rede war - doch das waren nur Gerüchte. Die erste offizielle Erwähnung ist auf den 22. Mai 1910 datiert“, sagt Vorsitzende Stefanie Kelch (56). Seit zwei Jahren leitet sie gemeinsam mit Karin Hadelka (67) den Vorsitz. Beide Frauen beschäftigen sich momentan intensiv mit der Geschichte der Kfd, bevor am Sonntag, 29. August, groß gefeiert wird.

Überhaupt feiert man bei der Kfd gerne. „Unsere Karnevalsfeiern sind sehr beliebt“, sagt Zentarra, „da kommen bestimmt immer 140 Leute.“ Eine gute Quote, wenn man bedenkt, dass die Kfd in Bismarck „nur“ 117 Mitglieder zählt. Kurz nach der Gründung waren es stolze 865 - die historische Höchstmarke.

Doch der Grundgedanke des damaligen Müttervereins war ein ernster und sehr karitativer. „Der Verein ist aus der Not geboren“, sagt Hadelka. Im ersten Weltkrieg haben sich christliche Frauen zusammengetan, die helfen wollten. „Da haben sie Socken für die Soldaten gestrickt und sich um die Armen gekümmert“, sagt Marianne Miksa (87). Sie zählt heute zu den ältesten Mitgliedern der Gruppe.Dem Verein ging es immer darum, für die Rolle der Frau in der Gesellschaft zu kämpfen, gegen Ungerechtigkeit vorzugehen und sich gegenseitig zu unterstützen. „Feministinnen waren wir aber nie“, sagt Hadelka.

Als sich das Bild der Frau in der Gesellschaft wandelte, veränderte sich auch der Verein - und dessen Name. Das klassische Mütterchen gab es nun nicht mehr. „Früher wurde jede verheiratete Frau in die Kfd geschickt“, sagt Miksa. Heute seien genauso alleinerziehende oder ledige Frauen in die Gruppe integriert. Mit der Beteiligung an Projekten gegen Zwangsprostitution oder Kinderarmut stellen die Frauen noch heute ihr Engagement gegen Unrecht unter Beweis. Die Freude an der Geselligkeit haben sie dabei ebenso wenig verloren wie ihren Glauben, egal welcher Konfession, als Bindeglied.