Gelsenkirchen. Für 230 Langzeitarbeitslose zeichnet sich ein Licht am Horizont ab. Im Rahmen des Gelsenkirchener Appells besteht die Aussicht auf zunächst 230 Stellen. Allerdings steht hinter der Restfinanzierung in Höhe von rund 2,3 Millionen Euro noch ein Fragezeichen. Die Mittel sind bei Bund und Land beantragt worden.

Ein breites soziales Bündnis aus Politik, Verwaltung, Wohlfahrtsverbänden, Kirchen und Gewerkschaften war es, das Anfang Juli 2012 im Gelsenkirchener Appell Bund und Land aufforderte, sich an der Finanzierung von bis zu 1000 Arbeitsplätzen für Hartz IV-Empfänger zu beteiligen. Ein dreiviertel Jahr später nimmt die Umsetzung Gestalt an – zumindest, was die Bemühungen der Handelnden in Gelsenkirchen angeht, die einer drohenden Verfestigung von Langzeitarbeitslosigkeit mit konkreten Maßnahmen entgegen treten will.

230 Stellen könnten schon bald im Gemeinwohlbereich geschaffen werden. Was das konkret heißt, erklärt Reiner Lipka, Geschäftsführer des Integrationscenters für Arbeit in Gelsenkirchen (IAG). „Die Arbeitsplätze werden bei den traditionellen Trägern von klassischer gemeinnütziger Arbeit etabliert, also unter anderem Caritas, Arbeiterwohlfahrt oder Gelsendienste. Die Interessenbekundungen der Träger führte zu der Gesamtzahl von 230 Stellen.“

Bruttolohn in Höhe von 1235 Euro

Lipka hat bestehende Tarifverträge der Träger studiert und ist zu dem Ergebnis gekommen: „Die Stundenlöhne liegen zwischen 9 und 9,50 Euro.“ Mit durchschnittlich 9,50 Euro sollen demzufolge die auf 30 Stunden pro Woche festgeschriebenen Teilzeitstellen für die 230 Leute entlohnt werden. Was einem monatlichen Bruttolohn von 1235 Euro oder 930 € netto entspricht.

Reiner Lipka – und nicht nur er – betont ausdrücklich: „Die klassischen arbeitsmarktpolitischen Instrumente zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit reichen hier längst nicht aus.“ Er sagt das nicht zuletzt mit Blick auf eine traurige Statistik: Gelsenkirchen ist die Stadt mit der höchsten SGB II-Quote in Westdeutschland. „Anstatt weiter Arbeitslosigkeit zu finanzieren, stecken wir das Geld doch besser in Sinn stiftende Beschäftigungsverhältnisse.“

Beim Jobcenter gibt es, sagt Lipka, bereits eine ständig wachsende Warteliste mit den Namen Langzeitarbeitsloser (also länger als ein Jahr ohne Beschäftigung ), die händeringend auf Arbeit warten und sogar freiwillig für 1,50 Euro jobben würden. Für sie könnte der Gelsenkirchener Appell jetzt zum Leuchtturmprojekt werden. Vorausgesetzt, Bund und Land spielen mit. Noch gibt es eine Finanzierungslücke von rund 2,3 Millionen Euro jährlich. Die Stadt selbst ist mit rund 1,8 Millionen im Boot. Kosten, die für die 230 Leute bei Arbeitslosengeld II sowie den Kosten für die Unterbringung eingespart werden.

Thema im Sozialausschuss

Wenn das Konzept der Appell-Partner irgendwo getestet wird, dann in Gelsenkirchen. Sagt Reiner Lipka unmissverständlich. Der Sozialausschuss beschäftigt sich in seiner Sitzung am Mittwoch, 6. März, (16 Uhr, Ratssaal Emscherstr. 66) mit dem Finanzierungskonzept. Das Gremium hatte am 5. Juli 2012 den Gelsenkirchener Appell verabschiedet.