Gelsenkirchen. Ein breites Bündnis aus Politik, Stadt, Wohlfahrtsverbänden, Kirchen und Gewerkschaften übt den Schulterschluss: Im Gelsenkirchener Appell werden Bund und Land aufgefordert, sich an der Finanzierung von bis zu 1000 Arbeitsplätzen für Hartz IV-Empfänger zu beteiligen.
In Gelsenkirchen haben 18 042 Menschen keine Arbeit. Was an sich schon erschreckend genug ist. Aber: Von diesen Frauen und Männern gehören 15 381 zur Gruppe der Langzeitarbeitslosen und beziehen Hartz IV.
Ein deprimierender Zustand für die Menschen, aber auch für die Stadt. Dieser Situation aktiv zu begegnen und bis zu 1000 Langzeitarbeitslosen neue Perspektiven durch noch zu schaffende Arbeitsplätze zu geben, das ist Ziel einer breiten Allianz, die sich aufgestellt und den Gelsenkirchener Appell formuliert hat.
SPD, CDU, Grüne, FDP und Bürger-Bündnis, Awo-Unterbezirk, Caritasverband, Evangelische und Katholische Kirche, Jüdische Gemeinde, der Paritätische, Diakonie, der DGB mit seinen acht Einzelgewerkschaften und die Stadt mit Oberbürgermeister Frank Baranowski an der Spitze stehen hinter dem Appell an Bund und Land, „einen sozial ausgerichteten Arbeitsmarkt für dauerhaft nicht vermittelbare Arbeitslose zusammen mit den örtlichen Akteuren in Gelsenkirchen aufzubauen“.
Bis zu letzt an den Formulierungen gefeilt
Bis zuletzt wurde in der „Keimzelle“ des Bündnisses, im Sozialausschuss, an den Formulierungen des Appells gefeilt. In einer Sondersitzung am Donnerstag wurde man sich einig, gestern Morgen wurde der Gelsenkirchener Appell vorgestellt. Dass der Aufruf zum aktiven Handeln von so vielen Schultern getragen werde, sei gut, sagte OB Baranowski. „Aus der Sicht der betroffenen Menschen ist es immer besser, eine sinnhafte Beschäftigung zu haben als einen unstrukturierten Alltag.“ Die besondere Botschaft der Stadt: „Wir investieren mit.“ So denkt Baranowski daran, Kosten für Unterkunft und Hartz IV in den Finanzierungstopf für soziale Arbeitsplätze zu stecken. „Es ist deutlich teurer, Arbeitslosigkeit zu finanzieren, anstatt Geld in die Hand zu nehmen und in Arbeitsförderung zu investieren“, so der Verwaltungschef.
„Arbeit gibt Würde, Arbeit ist Sinn stiftend, aus Arbeit erwachsen Ansprüche“, betonte der sozialpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Wolfgang Heinberg, der den Anstoß gab, sich intensiv mit der Situation von Langzeitarbeitslosen auseinander zu setzen. Sozialausschuss-Vorsitzender Lutz Dworzak (SPD) sagte, der Appell sei mehr als eine der üblichen Resolutionen, die „irgendwo landen, geknickt, gelocht und abgeheftet werden“. Und nach Worten von Sozialpfarrer Dieter Heisig vom evangelischen Kirchenkreis berge der Appell an alle politisch relevanten Kräfte in Düsseldorf und Berlin noch einen ganz wichtigen Aspekt: „Wir in Gelsenkirchen haben keinen Grund, in Sack und Asche zu gehen. Wir haben Probleme, aber wir finden Auswege. Gelsenkirchen packt’s an.“ Das sei ein positives Signal an die Stadtgesellschaft.
Sozialdezernentin Karin Welge kündigte an: „Wir werden jetzt intensiv daran arbeiten, einen Katalog mit Beschäftigungsmöglichkeiten zu erstellen.“
Caritasverband übernimmt die Federführung
Für die Wohlfahrtsverbände in Gelsenkirchen hat Peter Spannenkrebs vom Caritasverband die Federführung übernommen. Dafür dankte das Bündnis am Freitag ausdrücklich. Soziale arbeitsplätze, die jetzt geschaffen werden sollen, lehnen sich an das Projekt der Bürgerarbeit an. Das heißt, sie werden nicht in Konkurrenz zu Beschäftigungsverhältnissen am ersten Arbeitsmarkt stehen, sondern werden zusätzliche Aufgabenbereiche abdecken. Welche das sind, steht noch nicht fest.