Gelsenkirchen. . Das DRK bezahlt seine Spender nicht, kassiert aber von den Krankenhäusern für die abgelieferten, aufbereiteten Konserven. Der Grund ist eine aufwändige Logistik, der Zwang, immer liefern zu können, und die aufwändige Untersuchung und Aufbereitung der Spenden.

Blut ist das Lebenselixier schlechthin. Es transportiert Sauerstoff und Nährstoffe und wirkt sich auf alle lebenswichtigen Körperfunktionen aus. Nach Unfällen und bei Operationen sind Bluttransfusionen oft lebenswichtig. Vor allem Krankenhäuser sind auf Blutkonserven von Spendern angewiesen. Künstlich herstellen kann man Blut nämlich bislang nicht. Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) zapfen Mitarbeiter täglich Hunderten Menschen einen halben Liter Blut ab, ohne Bezahlung. Im Gegensatz zu manchem privaten Spendedienst. „Deutschland ist das einzige EU-Land, in dem Blutspenden gegen eine Pauschale erlaubt sind. Bei uns sieht man, dass gute Versorgung und Forschung auch ohne Bezahlung der Spender funktioniert,“ wehrt sich DRK-Sprecher Friedrich-Ernst Düppe gegen Vorwürfe, Spender würden ausgenutzt.

Viel Aufwand

Der Weg der Blutkonserve ist lang. Nach dem Aderlass wird die Konserve in Münster und Hagen auf mögliche Krankheiten untersucht und in seine Bestandteile aufgespalten. 24 Stunden nach der Spende wird das Blut für die Krankenhäuser freigegeben. „Im Gegensatz zu privaten Spendediensten müssen wir jederzeit liefern können, egal, unter welchen Bedingungen“, erklärt Düppe die besonderen Anforderungen.

Angefangen beim Blutspende-Team vor Ort bis zur Lieferung an die Krankenhäuser investiert das DRK in eine Konserve mit einem halben Liter Blut etwa 127 Euro. Die Kliniken bezahlen die Konserven, die sie bestellen. Ein Rückgaberecht gibt es nicht. Daher wird darauf geachtet, keinen übermäßigen Überschuss zu bestellen.

Ohne Ehrenamtler geht es nicht

„2012 haben wir 2000 Enthrozytenkonzentrate, 55 Thrombozytenkonzentrate und 4000 Frischplasmen bestellt“, sagt Corinna Lee, Sprecherin der evangelischen Kliniken. Der Preis variiert nach den Bestandteilen, denn nicht aus jeder Spende kann alles verwertet werden. Jede Blutkonserve enthält Erythrozytenkonzentrat (rote Blutkörperchen), die häufig bei Bluttransfusionen eingesetzt werden. Die evangelischen Kliniken in Gelsenkirchen zahlen hierfür 81 Euro mit Aufschlägen für seltene Blutgruppen. Das Thrombozytenkonzentrat (Blutplättchen) bietet der Blutspendedienst West für 11,04 Euro, das therapeutische Frischplasma für 12 Euro und das Plasma zur Fraktionierung (Trennung) im Schnitt für 23 Euro an.

Diese Preise, so Düppe, könnten nur durch das ehrenamtliche Engagement der Helfer, der Spender und durch Überschüsse im Blutspendedienst gehalten werden, die garantiert nicht für externe Zwecke genutzt werden. Dank DRK-internen Kooperationen der verschiedenen Blutspendezentren kommen Forschungsgelder von vier Millionen Euro zusammen. „Dadurch entsteht auf effektivste Art und Weise ein guter Konservenpreis“, sagt Düppe.

Pro Konserve werden 90 Cent an Forschung und Entwicklung ausgegeben. Damit werden nicht nur neue Messverfahren für Krankheitserreger, sondern auch die Transfusionsmedizin weiterentwickelt. Die privaten Spendedienste könnten damit nicht mithalten, ist Düppe überzeugt.

3124 Spenden im vergangenen Jahr 

Bundesweit gehen die Blutspendezahlen zurück. Doch Gelsenkirchen wirkt gegen den Trend. In 2012 spendeten 3124 Menschen Blut, im Jahr davor waren es 463 Spender weniger, nämlich nur 2661. „70 Blutspendetermine gibt es in Gelsenkirchen in einem Jahr. Dass immer wieder auch neue Menschen spenden. ist toll“, sagt Peter Cyres vom Blutspendedienst West. Er kam zur Jubilarehrung langjähriger Spender ins Gelsenwasser-Gebäude und überreichte gemeinsam mit den Verantwortlichen des DRK-Kreisverbandes Anstecknadeln und Urkunden.

„Sie alle hier sind Vorbilder, denn nur 2,5 Prozent der Deutschen spenden Blut“, klärte Caroline Greiner vom DRK-Kreisverband auf. Ehrungen von 25 bis 125 Spenden wurden vorgenommen. Einer der ältesten Lebensretter ist Günter Großer.

Bis zu 150 Spenden theoretisch möglich

Für den 73-Jährigen war die 125. Spende zugleich die Letzte. Mit fortschreitendem Alter möchte der Senior nun kürzer treten. Seit den 1960er Jahren spendet er Blut. An seine erste Spende kann sich der Horster nicht mehr erinnern. „Ich glaube, ich hatte Urlaub und habe von der Blutspende erfahren. Aus Langeweile bin ich hin gegangen.“

Selbst war Günter Großer nie auf Spender-Blut angewiesen. „Ich habe im Horster Krankenhaus auch gegen Geld meine Spende abgegeben. Aber dabei habe ich mich nicht so aufgehoben gefühlt.“ Das sehen auch andere Jubilare so. Ekhard Neumann und Andreas Homey haben ebenfalls 125 Spenden hinter sich. Sie wollen weitermachen und die seltene, aber mögliche 150. Spende schaffen.