Hagen/Mainz.. Wer Blut spendet, bekommt bei manchen Spendediensten eine “Aufwandsentschädigung“. Damit soll Schluss sein, fordert das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Das DRK sieht sich selbst benachteiligt - und in Geld nicht den richtigen Anreiz zur Blutspende. Deshalb zieht es vor Gericht.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) geht rechtlich gegen bezahlte Blutspenden vor. Durch sie werde ein "Nebenjob Blutspender" geschaffen, sagte der Geschäftsführer des DRK-Blutspendedienstes West, Jürgen Bux. Während das DRK Blutspenden bei mobilen Aktionen nicht entlohne, zahlten einige Spendedienste eine Aufwandsentschädigung. Diese werde häufig pauschal abgegeben und vom Spender als Bezahlung empfunden.
Das Rote Kreuz hatte gegen die Mainzer Universitätsmedizin geklagt, die pro Blutspende eine Aufwandspauschale von 26 Euro zahlt. Laut Klageschrift begründete das DRK sein Vorgehen auch mit wirtschaftlichen Aspekten und sah sich gegenüber der Uniklinik im Nachteil. Die Blutspendedienste verkaufen ihre Blutkonserven an nationale und internationale Abnehmer wie Kliniken. Das Verwaltungsgericht in Mainz wies die Klage zurück. "Wir behalten uns vor, in die nächste Instanz zu gehen", kündigte Bux an. Denn werde eine Spende bezahlt, wäre es ja keine Spende mehr, argumentierte er.
Zieht Bezahlung Risikospender an?
Außerdem könnten Risikospender wie Drogenabhängige, die sich ihren Konsum finanzieren müssten, angezogen werden, warnte Bux. Da das Blut nicht auf alle möglichen Erreger untersucht werden könne und frische Infektionen erst nach einiger Zeit nachzuweisen seien, sei dies besonders problematisch. "Da hoffen wir auf die Ehrlichkeit der Spender", sagte Bux, der zugleich stellvertretender Vorsitzender der deutschen Arbeitsgemeinschaft der DRK-Blutspendedienste ist.
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Die Bezahlung von Blutspenden sei aber auch eine ethische Frage. "Geld sollte kein Anreiz zur Blutspende sein", betonte Bux.
Weltweit sei die unentgeltliche Spende die Grundform der Blutspende. Würde diese vergütet, könnte man auch fragen: "Wären Sie bereit, für einen Betrag X eine Niere zu spenden", meinte Bux. Durch diese Entlohnungspraxis werde die "Kultur des unentgeltlichen Blutspendens", die sich in Deutschland etabliert habe, gefährdet.
Medizin auf Blutspenden angewiesen
Dabei sei Medizin ohne die Blutspenden gar nicht möglich, sagte Bux. Besonders für die Krebstherapie und bei schweren Unfällen werde viel Blut gebraucht. "Wir müssen auch für das Thema Blutspenden Werbung machen", betonte der Geschäftsführer. Denn nur rund drei Prozent der Bevölkerung spendeten Blut. 2011 habe das DRK gut 3,9 Millionen Vollblutspenden bekommen. Das sei zwar zufriedenstellend, dennoch sollte die Spendebereitschaft um ein bis zwei Prozent steigen.
Typische Phasen, in denen weniger gespendet werde, seien vor allem die Ferien oder die Adventszeit. "Viele Menschen sind dann mit Vorbereitungen und Einkäufen beschäftigt und bedenken nicht, dass vor allem im Winter und natürlich auch über die Feiertage viele Unfälle passieren", sagte Bux. (dapd)