Gelsenkirchen. Hunderte drängten sich im Foyer des Rathaus-Altbaus und spendierten der Stadtprinzessin tosenden Beifall: Anke I. präsentierte den güldenen Rathausschlüssel, den sie zuvor von OB Frank Baranowski ertrotzt hatte. Ausnahmezustand im Rathaus! Die Narren haben das Sagen – bis Aschermittwoch.
Diesen Schuh zieht der „Fränkie“ sich nicht an. Erstens, weil’s nur einer ist. Zweitens ist Marzipan als Laufmaterial untauglich. Und drittens ist Frank Baranowski Oberbürgermeister und kein närrischer Blaublütler... Obwohl er in der fünften Jahreszeit den Jecken durchaus zugetan ist. Aber der Reihe nach.
11.00 Uhr: Im Besprechungszimmer harrt also Baranowski, flankiert von Bürgermeisterin Gabi Preuß und Bürgermeister Klaus Hermandung, der Dinge, die da kommen. In diesem Jahr ganz entspannt, wie er dem närrischen Fußvolk später verraten wird. „Weil der Prinz ein Mitarbeiter der Verwaltung ist“.
Viel Kawumm und Besenschwingen
Prinz Olaf I. wahrt indes die Tradition und überlässt es seiner Prinzessin, den güldenen Rathausschlüssel zu erobern. Keine ganz leichte Aufgabe. Das bürgermeisterliche Trio grinst verschmitzt. Anke I. muss sich erst durch vier Umzugskisten wühlen, um den Gegenstand ihrer Begierde endlich unter einer mächtigen Horde quietschgelber Gummienten hervorzuziehen.
11.11 Uhr: Geschafft. „Fränkie“ ist entmachtet. Ohne Blutvergießen. Was an dieser Stelle unbedingt Erwähnung finden muss. Weil es OB Baranowski – laut Rathaushexen „der liebe Fränkie“ – beim x-ten Schlipsgeschnibbel fast an den Kragen gegangenen wäre. Vorsichtshalber lässt er den kümmerlichen Rest des gestreiften Geschmeides später verschwinden.
„Ich freue mich, die Macht zu haben“: Ja, ihre karnevalistische Lieblichkeit Anke I. hat beste Manieren. Auch, als sie das Geschenk an den entmachteten Hausherrn überreicht. ‘Ne Torte, möchte man meinen. Völlig falsch: ein grün-weißer Prinzenschuh, gelungene Kopie der Lacktreter, die Olaf I. an den weiß bestrumpften Füßen trägt. Dann wechseln Orden die Träger und Trägerinnen. Und endlich kommen die wilden Rathaushexen, die nach der Melodie des Steigerlieds mit viel Kawumm und Besenschwingen ihren hauseigenen Song präsentieren.
Unter dem Jubel des jecken Fußvolks präsentiert Anke I. später, beim streng öffentlichen Teil des Rathaussturms, die güldene Eroberung. KC Astoria-Präsidentin Anette Schwenzfeier entlädt ein musikalisches Füllhorn voller Fröhlichkeit, als sie das närrische Gelsenkirchenlied anstimmt. Hans-Georg Schweinsberg vom Festkomitee Gelsenkirchener Karneval lockt das schunkelnde Publikum zu wahren „Helau“- Gewittern.
Der neue Gelsenmeister
Ja, hier ist der Himmel königsblau. Was man später wahrscheinlich auch auf die eine oder andere verkleidete Gestalt münzen kann. Apropos Verkleidung: Die Rathaushexen verabreichen ihrem „Fränkie“ noch schnell ein Zauberelixier und ernennen ihn nach der Verhüllung mit einem Magierumhang zum Gelsenmeister. Dieser Titel ist echt und unverfälscht – bis Aschermittwoch. Helau!