Gelsenkirchen. Die wohl bekannteste Betroffene ist die Hexe aus dem Grimm’schen Märchen „Hänsel und Gretel“. Der sogenannte Witwenbuckel verformt die Figur zu einer gekrümmten Gestalt. Wenn Knochen in der Wirbelsäule porös werden und brechen, dann krümmt sich nicht nur der Rücken, dann entstehen auch teils unerträgliche Schmerzen.

Hier kann die Chirurgie helfen, wenn auch nicht heilen. Dr. Uwe Wildförster, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie am Bergmannsheil Buer, setzt ein Verfahren ein, mit dem gebrochene Wirbelkörper stabilisiert werden, in dem sie mit Zement ausgefüllt werden. Ein Verfahren, das bereits seit vielen Jahren angewandt wird, heute allerdings mit einer neuen, ausgereiften Technik. Betroffen von gebrochenen Wirbeln sind vor allem Menschen, die unter Osteoporose leiden. Und das wird in Zukunft, prognostiziert der Mediziner, dank des demografischen Wandels eine stetig steigende Zahl, vor allem an Frauen, sein.

„Radiofrequenz-Kyphoplastie“ heißt der Fachbegriff für das Verfahren, um Brüche zu stabilisieren. Was das für den Laien bedeutet, das erklärt Dr. Wildförster: „Es handelt sich um ein schonendes und risikoarmes Verfahren, das in etwa 30 Minuten unter lokaler Betäubung durchgeführt wird.“

Wenn Schmerzmittel versagen

Zuvor aber durchläuft der Patient, der auch an einem Tumor leiden kann, eine ausgiebige Diagnostik. Wichtigste Voraussetzung für einen operativen Eingriff, so Dr. Wildförster: „Die Schmerzen dürfen sich auch durch starke Medikamente wie Opioide über einen längeren Zeitraum nicht mehr lindern lassen.“ Solange die Schmerzen erträglich sind, greift der Chirurg im Falle von gebrochenen Wirbelkörpern nicht ein. Pro Jahr wird am Bergmannsheil rund zehn Patienten mit diesem Verfahren ein Stück Schmerzfreiheit, Beweglichkeit und Lebensqualität zurück gegeben.

Vor dem Eingriff stehen Kernspin- und Computertomograph. Mit Hilfe der hier erstellten Bilder sammelt der Operateur wichtige Informationen über die Form der gebrochenen Wirbelkörper und ihre Knochenstruktur. Durch einen kleinen Hautschnitt, der später nicht größer aussehen wird als ein Mückenstich, wird, so Wildförster, „eine Hohlnadel in den gebrochenen Wirbelkörper eingeführt“. Der Sitz der biegsamen Nadelspitze wird ständig durch Röntgenkontrolle überwacht. Mit Hilfe der Nadel lassen sich kleine Gänge im porösen Knochen anlegen, die schließlich mit einer dickflüssigen, zähen Masse ausgefüllt werden.

Für diesen Eingriff verbringen die Patienten nur zwei Nächte im Bergmannsheil. Die Erfahrung zeigt: „Bei den meisten ist der Schmerz danach besiegt.“