Gelsenkirchen. . Die Verunsicherung von Studenten und Lehrkräften nach der Messerattacke an der Westfälischen Hochschule sitzt tief. Jetzt steht fest: Der Überfall fand ziemlich genau unterhalb der weit und breit einzigen Überwachungskamera statt. Und die war nur eine Attrappe.

Der Studienbetrieb an der Westfälischen Hochschule lief am Montag eigentlich weiter wie immer. Eigentlich. Die Verunsicherung von Studenten und Lehrkräften war jedoch überall spürbar. Die Polizei war den ganzen Vormittag vor Ort, Polizeisprecher Guido Hesse informierte Studenten und Asta und verteilte Fahndungsplakate. Die gute Nachricht: Dem Opfer der Messerattacke vom Donnerstag geht es besser.

Wenn es nach seiner Freundin gegangen wäre, Tony Klebert (24) wäre am Montag gar nicht zur Westfälischen Hochschule gegangen. Dem Maschinenbau-Studenten war es selbst auch etwas mulmig nach der Messerattacke auf einen Kommilitonen in der vergangenen Woche, gesteht er auf Nachfrage. Er selbst war vor drei Jahren von einem Erwachsenen vom Fahrrad gezerrt worden. Diese Gewalterfahrung habe sein Sicherheitsgefühl nicht gerade gesteigert.

Die Gewalttätigkeit des Täters hat auch den Präsidenten der Westfälischen Hochschule, Prof. Bernd Kriegesmann, besonders erschüttert: „Für die Polizei war diese Gewaltbereitschaft gar nicht überraschend. Gerade das hat mich noch mehr schockiert.“ Das Wichtigste sei im Moment natürlich, dass es dem Studenten besser gehe. „Aber wir wollen auch gemeinsam mit der Studierendenvertretung und der Polizei überlegen, wie wir die Sicherheit erhöhen können.“

Kein Thema in vielen Vorlesungen

Das Schild, das auf dem FH-Parkplatz Gewalttäter abschrecken soll – „Dieser Parkplatz ist durch Videoüberwachung gesichert“ – ist am Montag überklebt; von einem Fahndungsplakat der Polizei. Ohnehin hatte der Überfall ziemlich genau unterhalb der (weit und breit einzigen) Kamera stattgefunden. Ob der Täter wusste, dass es sich nur um einen Dummy handelte, um eine nicht funktionstüchtige Attrappe: Man weiß es noch nicht. Vielleicht war es ihm auch egal, vielleicht hat er sie übersehen. Er ist noch immer unbekannt.

Die meisten Studenten eilen an diesem Montag mit eingezogenen Schultern durch die Gänge ihrer Fachhochschule. Eine Schutzhaltung, die wohl nicht nur der Kälte geschuldet ist. Man fühlt sich unsicher, weiß zu wenig über Täter und Motiv. Mancher kritisiert, dass in den Veranstaltungen gar nicht über den Zwischenfall gesprochen wurde, es bei der Information über den Überfall geblieben ist.

„Alle unsere Professoren und natürlich unser Psychologischer Dienst sind für die Studierenden jederzeit ansprechbar. Wie in den Veranstaltungen selbst damit umgegangen wird, blieb jedem selbst überlassen.“, erklärt Präsident Prof. Kriegesmann.

Infoveranstaltung mit Polizei

Asta-Vorsitzender Michael Puchala weiß, dass die Emotionen in diesen Tagen sehr hohe Wellen schlagen. „Dieser Angriff hat uns alle sehr getroffen. Deshalb wollen wir als Asta jetzt noch keine Forderungen erheben, sondern lieber gemeinsam mit der Hochschulleitung und der Polizei erarbeiten, was sinnvoll erscheint. Und wir planen auch eine Informationsveranstaltung gemeinsam mit dem Kommissariat Vorbeugung, um die Studierenden für Sicherheitsfragen zu sensibilisieren. Der Termin steht noch nicht, aber er soll zeitnah sein.“