Gelsenkirchen. Die letzte Party im Jahr 2012 war im reinen Wortsinn auch die letzte für einen wohl langen Zeitraum. Im „schiefen Volkshaus zu Rotthausen“ sind große Sausen vorerst Schnee von gestern.
Und das nicht einmal wegen massiver Beschwerden von Anwohnern nach dem letzten Event, sondern weil das unter Denkmalschutz stehende Haus im expressionistischen Backsteinstil auf den Prüfstand kommt.
Der Rotthauser SPD-Stadtverordnete Ernst Majewski hatte bereits vor Monaten bei einem Rundgang durchs Haus am Grünen Weg 3 laut nachgedacht: Es müssten schon zehn Millionen Euro in die Hand genommen werden, um das durch sandigen Untergrund in Schieflage geratene Gebäude umfassend zu sanieren. Eine für Gelsenkirchen utopische Summe, die die Stadt, um im Bild zu bleiben, noch weiter in finanzielle Schieflage bringen würde.
Ende Januar erfolgt die Übergabe
Noch ist die Stadtmarketing-Gesellschaft (SMG) für das in den Jahren 1920 und ‘21 nach Plänen des Architekten Alfred Fischer gebaute Haus zuständig. Ende Januar wird dann nachgeholt, was eigentlich schon unmittelbar zu Jahresbeginn erfolgen sollte: die offizielle Übergabe des Hauses an das Gebäudemanagement der Stadt.
„Danach wird es dann eine intensive Prüfung von Bausubstanz und Brandschutz geben“, kündigte Stadtsprecher Martin Schulmann gestern auf Nachfrage der WAZ an. Und informierte über den bereits erwähnten Nutzungsstopp für den Saal. „Jetzt geht es nicht mehr um Veranstaltungen, jetzt geht es allein um das Gebäude.“
Allerdings konnte Schulmann auch gleich einer möglichen anderen Sorge den Wind aus den Segeln nehmen: „Die bestehenden Mietverträge werden von uns übernommen.“ Und auch der Sportverein könne im Haus bleiben.
Standsicherheit ist noch gegeben
Das größte Problem am und im Haus: Vor etwa zehn Jahren hatte der sandige Boden plötzlich angefangen zu arbeiten. Nachdem es bis dahin keine Auffälligkeiten gab, dokumentieren Messstellen heute, dass der stattliche Bau Jahr für Jahr leicht sinkt. Geflickte Risse im Mauerwerk sind sichtbares Zeichen. Und auch auf Gängen und Treppen spürt man an diversen Stellen die Abschüssigkeit. Allerdings ist das Absinken nach Worten von Martin Schulmann auf gar keinen Fall auf den Bergbau zurück zu führen.
Der Stadtsprecher ergänzte den aktuellen Stand um den Hinweis: „Die Standsicherheit des Gebäudes ist laut Statiker aus heutiger Sicht noch gegeben.“