Gelsenkirchen. . Astrid Grobe schmiert seit Jahren Pausenbrote für Kinder der Grundschule an der Erzbahntrasse, die mit leerem Magen in die Schule kommen mussten. Das Hüller Forum hat sie nun für ihr vieljähriges Engagement mit der Nachbarschaftsurkunde ausgezeichnet.
Ein besonders Langzeitprojekt hat sich die Stadtteilinitiative Hüller Forum diesmal ausgesucht, um ihm die „Nachbarschaftsurkunde für vorbildliches, bürgerliches Engagement“ zu verleihen. Die Auszeichnung ging an die Vorsitzende des Fördervereins der städtischen Gemeinschaftsgrundschule an der Erzbahn, Astrid Grobe. Mit der Preisträgerin sprach Leserbeirat Klaus Wehrhöfer:
Frau Grobe, sie wurden für ihr bürgerschaftliches Engagement an der Grundschule an der Erzbahntrasse ausgezeichnet, seit wann haben sie Kontakt zu dieser Schule und wie kam dieses Projekt Pausenbrot zustande?
Astrid Grobe: Meine Kinder haben diese Schule besucht und seit längerem fühle ich mich auch als Vorsitzende des Fördervereines für das Wohl der Kinder verantwortlich, als in 2006 die Gelsenkirchener Kindertafel mit dem Projekt „Pausenbrot“ startete, gehörten wir zu den ersten Schulen, die unterstützt wurden, ich bin von Anfang an dabei.
Aktion Pausenbrot lässt sich so leicht sagen, was steckt konkret dahinter, wie viele Pausenbrote sind erforderlich?
Grobe: Konkret sieht es so aus, dass die GE-Kindertafel an zentraler Stelle jeden morgen frische Pausenbrote zubereitet, die uns dann angeliefert werden, wir bekommen für 50 Kinder Pausenbrote und Körbe mit Obst und Gemüse.
Heißt das, dass sie Tag für Tag morgens bereits vor dem Unterricht die Brote verteilen müssen?
Grobe: Ja, wir sind insgesamt ein Team von zehn Eltern, davon sind je zwei morgens in der Schule und sorgen dafür, dass klassenweise die Brote zu den Kindern kommen, rechtzeitig zur ersten Pause.
Frau Grobe sagen sie uns kurz was zu den Pausenbroten.
Grobe: Wir sind der GE-Kindertafel so dankbar, dass unsere Kinder davon profitieren. Es ist schlimm, wenn man morgens den Kindern begegnet, deren Eltern nicht für sie gesorgt haben, nicht aufgestanden sind und die mit einem leeren Magen in die Schule kommen. Die Kinder freuen sich Tag für Tag auf die Brote, die gut schmecken.
Fehlt Geld für dieses Projekt?
Grobe: Finanziell kann man in Gelsenkirchen die Kindertafel unterstützen, sie braucht für dieses Projekt auch immer noch Geld, um Lebensmittel dazu zu kaufen. Oder unseren Förderverein der Schule, beides ist gut investiertes Geld.
Wie wurde das „Hüller Forum“ auf dieses Projekt aufmerksam?
Grobe: Unser Förderverein ist aktives Mitglied in der Stadtteilinitiative und wir engagieren uns bei allen Veranstaltungen. Der Erlös einer vergangenen Weihnachtsbaumaktion ging an die Kindertafel, wir bzw. unsere Kinder konnten dann später davon profitieren.
Frage in diesem Zusammenhang an den Vorsitzenden des Hüller Forums, Pfarrer i.R. Herbert Barthold: Was war für Sie ausschlaggebend, diese Nachbarschaftsurkunde zu verleihen?
Grobe: Herbert Barthold: Wir wollen, dass die Akteure eines Stadtteiles, die Einrichtungen, die Vereine, die Menschen miteinander ins Gespräch kommen, untereinander mehr wissen und auch die Sorgen der anderen teilen. Mit der Unterstützung der Kinder durch Pausenbrote können wir uns gut identifizieren. Das Team um Frau Grobe hat diese Urkunde verdient, Eltern sind oft nur für ein bis vier Jahre tätig, Frau Grobe begleitet das Projekt von Beginn an, das ist heute leider nicht mehr selbstverständlich.
Wollen sie auch weiterhin mit ihren zahlreichen Aktivitäten, und Erlösen von anderen Veranstaltungen dieses ehrgeizige Projekt unterstützen?
Grobe: Ja auf jeden Fall, es gehört leider zum Alltag von Hüllen und kann nicht so ohne weiteres wegdiskutiert werden, uns geht es um die Kinder.
Frau Grobe, kann die Gelsenkirchener Bevölkerung Ihrer guten Sache auch zukünftig behilflich sein, gibt es ein Spendenkonto?
Grobe: Ja, sehr gern. Der Förderverein hat das Konto mit der Nummer 124009131 bei der Stadtsparkasse Gelsenkirchen, Bankleitzahl 420 500001. Auf der Homepage der Grundschule gibt es auch Informationen über uns. Telefonkontakt gibt es über 142351.
Eine abschließende Frage: Wenn Sie Tag für Tag die Not der Kinder durch die Pausenbrote lindern, glauben Sie, dass sich bei den Eltern auch ein Bewusstsein ändert, dass sie eines Tages wieder selbst ihren Kindern Frühstück oder Brote zum mitnehmen bereiten werden?
Grobe: Das ist noch ein langer Weg. Im Grunde bräuchten wir Unterstützung einer Ernährungsberatung, um den Eltern Hilfen anzubieten und Gesprächsrunden, um an ihre Vernunft zu appellieren. Wir, die Aktiven, haben für sich entschieden: Wir tun es gern, die Kinder brauchen uns und dürfen nicht die Leidtragenden sein.