Gelsenkirchen. . Richard Brox (48) weiß, wovon er spricht. Seit 26 Jahren lebt er auf der Straße. Mit seinen Erfahrungen bei Touren durch die ganze Republik will er Obdachlosen helfen, bundesweit gute Anlaufstellen zu finden. Deshalb betreut Brox eine Service-Seite für Obdachlose im Internet.

Richard Brox spricht eher leise, wirkt ruhig, sehr freundlich, irgendwie dankbar – aber auch bestimmt. Der 48-Jährige lebt seit 1986 auf der Straße, mit kurzen Unterbrechungen. Seine Geschichte ist klassisch: Der Vater war Alkoholiker, die Mutter hatte psychische Probleme. Mit fünf landete er das erste Mal im Kinderheim, erlebte früh Gewalt und auch sexuelle Übergriffe. Auf der Straße war es nicht immer besser.

Einen Einschnitt gab es 1999 in Berlin. Es regnete, Richard Brox war bis auf die Knochen durchnässt und sah als rettende Insel ein Internet-Cafe. Seine letzte Mark reichte, um sich dort für zwei Stunden aufzuwärmen und zu trocknen. Doch statt ihn an die Heizung zu setzen, führte der Inhaber Brox zu einer Runde junger Männer, die sich offenbar mit Computern ganz gut auskannte. Es waren Mitglieder des Chaos-Computer-Clubs in Berlin, und sie weihten den Mann, der keinen Schulabschluss hat, in die Geheimnisse des Internet ein.

Täglich 1000 Zugriffe

Seither hat es Richard Brox gepackt. In seinen 26 Jahren auf der Straße hat er die ganze Republik bereist, kennt sich mit Hilfsangeboten für Obdachlose aus. Dieses Wissen nutzte er, um ein Serviceportal für Obdachlose einzurichten. Mit selbst getesteten Tipps zu Hilfsangeboten für Obdachlose. Und weil es auf der Platte auch oft Suchtprobleme gibt und HIV ein Thema ist, hat er auch dafür noch Service-Portale mit Anlaufstellen im Internet geschaltet.

Er bedient seine Seiten – „pro Tag werden die 1000 mal angeklickt“ – von unterwegs. Aus Büchereien, von Hot Spots, was immer geht. Er finanziert die für ihn, nicht für Nutzer kostenpflichtige Seiten (http://www.ohnewohnung-wasnun.de suchthilfe-deutschland.de kurpfaelzer-wandersmann.de) aus Spenden.

Ein zweiter Schaltpunkt in seinem Leben war die Begegnung mit Günter Wallraff, bei dem er während dessen Recherchen für sein Obdachlosenbuch „Unter Null“ lange lebte. Noch heute widerspricht er Wallraff-Kritikern aufs Schärfste.

Zurzeit geht es Richard Brox nicht gut. Er ist bei einem Bekannten in Gelsenkirchen untergekommen, würde gern seßhaft, gern in Gelsenkirchen. Ein Preis für sein Engagement hätte sicher geholfen; immerhin wurde er für den Deutschen Engagementpreis des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen nominiert.