Essen/Gelsenkirchen. Weil er seine Tochter in 111 Fällen sexuell missbraucht haben soll, muss sich ein 63-jähriger Mann aus Gelsenkirchen derzeit vor Gericht verantworten. Neun Jahre habe er sie missbraucht, heißt es in der Anklage. Schon als das Mädchen vier Jahre alt war, soll er ihr Pornofilme gezeigt haben. Der Mann streitet alle Vorwürfe ab und wittert ein Komplott.
Ein Komplott seiner Kinder vermutet der Angeklagte. Eindeutig weist der 63 Jahre alte Gelsenkirchener vor dem Landgericht Essen die Vorwürfe der Anklage zurück, er habe in der früheren Essener Wohnung seine erst vier Jahre alte Tochter sexuell missbraucht. 111 Fälle sind angeklagt.
Im Jahr 2000 soll er damit begonnen haben, der Vierjährigen am PC Pornofilme zu zeigen. Später bedrängte er sie, berührte sie unsittlich, heißt es in der Anklage. Zum Geschlechtsverkehr sei es aber nicht gekommen. Erst 2009, als das Mädchen 13 Jahre alt war, habe er mit dem Missbrauch aufgehört. Zur Anzeige kam es, nachdem es im April 2011 zu einem Gespräch des Mädchens mit seiner deutlich älteren Schwester gekommen war. Beide informierten zunächst die Mutter, die ihren Ehemann aus der Wohnung warf, dann gingen sie zur Polizei.
Der Angeklagte will damals aus allen Wolken gefallen sein, als er hörte, was ihm vorgeworfen wurde. Gestellt hatte er sich den Beschuldigungen nicht. Wie er am Mittwoch vor der V. Strafkammer berichtet, fuhr er damals zunächst mit dem Zug nach Rotterdam und weiter mit dem Schiff nach London. Obwohl er die englische Sprache nicht beherrscht, will er dort zwei Monate lang im Hyde Park gelebt haben. Ein englischer Streetworker hätte ihm geholfen, nach Deutschland zurückzukehren. Dort lebte er in der Nähe der ehelichen Wohnung in einem Zelt, wo er letztlich von der Polizei aufgegriffen wurde.
Was Pornos sind, wissen die Kinder ja schon aus der Schule
Pornos, so sagt er, habe er tatsächlich besessen und manchmal auch gemeinsam mit seiner Frau angeguckt. Besonders gesichert seien die Filme auf dem PC nicht gewesen, so dass es möglich sei, dass auch die Kinder ohne sein Wissen die Filme angeguckt hätten. Was Pornos seien, wüssten die Kinder ja schon aus der Schule, erzählt er. Richterin Luise Nünning fragt verwundert nach, und der 63-Jährige erläutert: „Die Schüler haben doch alle Filme auf dem Handy, wo es um Sex mit Tieren geht.“ Nein, seine Kinder natürlich nicht, betont er.
Ob er ein strenger Vater sei, will die Richterin wissen. „Konsequent war ich“, sagt er, „ich war nicht streng, ich war einfach nur gerecht“. Seine 33 Jahre alte Tochter sieht der ehemalige Schrotthändler als Urheber des Komplotts, weil er mit ihrem Partner nicht einverstanden sei, der nach seinen Worten Kokain konsumiert: „Mit ihr stehe ich auf Kriegsfuß. Weil, wenn einer was mit Drogen hat, ist für mich der Arsch ab.“