Gelsenkirchen. . Achtjährige Hündin Joy spielt als Therapie-Begleithund eine Hauptrolle bei der APD-Tagespflege.

Joy wedelt mit ihrem Schwanz, lässt sich ein Transparent um den Bauch binden, das ihren sanften Charakter als Therapie-Begleithündin verrät. Die achtjährige Schäferhund-Golden-Retriever-Mischlingshündin wird gleich wieder die Herzen der Menschen öffnen und dutzendfach Streicheleinheiten genießen. Ihre offizielle Aufgabe ist es, die Rolle als Therapie-Begleithund einzunehmen. Doch in der Regel spielt sie die Hauptrolle, wenn Frauchen mit überwiegend demenzkranken Menschen arbeitet, deren Sinne anregen möchte. Joy ist die Türöffnerin zu Gesprächen mit Menschen, die mitunter auch teilnahmslos und abwesend in der Therapierunde sitzen.

Anja Kollmannsberger ist Diplom-Pädagogin, weiß um die Bedeutung ihrer tierischen Mitarbeiterin, wenn sie geistige wie körperliche Beweglichkeit ihrer Klienten herausfordern will. Seit Jahren sind die beiden ein Team, das in der Tagespflege bei APD (Ambulante Pflegedienste) im Rahmen der Therapiestunde mit den älteren Menschen arbeitet. Warum Joy als Begleiterin so wichtig ist, sieht man schnell. Die Krauleinheiten bei der Begrüßung in der Runde nehmen kein Ende. „Der Hund“, weiß Anja Kollmannsberger, „nimmt Menschen so an wie sie sind, er wertet nicht.“ Und jeder der Erkrankten in der Runde fühlt sich umschmeichelt, anerkannt, wenn Joy sich geduldig umschmusen lässt.

Für die Therapeutin ist Joy mehr als ein wichtiger Gehilfe: „Er holt oft die Aufmerksamkeit zurück, wenn ich mich mit den Menschen beschäftige, um motorische und kognitive Fähigkeiten zu fördern. Er spricht ihre Emotionen an.“ Die Philosophie der 40-Jährigen: „Ich möchte die Schubladen offen halten, die noch da sind.“

Schmuserei und Leckerchen als Belohnung

Gedächtnistraining, Ergänzung von Sprichwörtern, Erkennen von Symbolen und Bewegungsspiele lassen Teilnehmern gar keine Zeit, mal abzuschalten. Mit der Beschäftigung will Anja Kollmannsberger die soziale Interaktion in der Gruppe fördern. Hier und da gerät Bewegung in die Runde, wenn die Lust mal schwindet und einige sich entfernen. Jeder kann die Mitarbeit einstellen, wann immer er will. Das gilt auch für Joy, wenn ihr die Hitze zu sehr zu schaffen macht oder das Knuffen und Fellziehen unerträglich wird. Dann geht sie ihren eigenen Weg und lässt Therapie Therapie sein. „Aber richtig genervt ist Joy selten“, sagt Frauchen. Schließlich locken bei übertriebener Schmuserei auch die vielen Leckerchen, die die Patienten als Wohlfühlpille reichen dürfen.

Jahrelange Ausbildung

Joy hat sich über Jahre ausbilden lassen. „Hunde, die für die Therapiebegleitung eingesetzt werden, müssen einen besonders guten Grundgehorsam zeigen“, sagt die Therapeutin. „Ich muss mich auf ihn verlassen können.“ Festigkeit im Wesen, eine gewisse Schmerzunempfindlichkeit und Gelassenheit zeichnen auch Joy aus. Geduld und Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit ist für die meisten nach einer Stunde erschöpft. Die ganz Aktiven in der Gruppe lieben die Lern- und Erinnerungsspiele und könnten noch stundenlang Joy verwöhnen und mit ihr plaudern. Doch nach der Therapie lockt die Kaffeetafel. Dann geht’s wieder nach hause.