Gelsenkirchen. . Die Stadt Gelsenkirchen erhebt wie andere Städte auch bei Geldbußen Zuschläge für Verkehrssünder, die schon Punkte in Flensburg gesammelt haben.

Es gibt Autofahrer, bei denen scheint der Fuß mit dem Gaspedal und das Handy mit dem Ohr verwachsen zu sein. Erwischt die Polizei den Raser oder den Telefonfetischisten, füllt sich das Stadtsäckel. Entpuppt er sich als Wiederholungssünder, darf er kräftiger zahlen als der „Ersttäter.“ In Gelsenkirchen erweisen sich die Knöllchensammler in der Bußgeldstelle als humane Geldeintreiber. Pro Punkt, den die Autofahrer in der Flensburger Sünderkartei gesammelt haben, wird ein „Erziehungsaufschlag“ von fünf Prozent auf die Geldbuße fällig.

Hauptunfallursache

Da greifen Revierkommunen viel heftiger ins Portemonnaie der Autofahrer. Zwischen 20 und 50 Prozent Aufschlag sind in anderen Städten fällig. Wird ein Autofahrer in Duisburg zum dritten Mal als Raser oder Verkehrsrowdy erwischt, erhöht sich der Bußgeldbescheid gleich um 100 Prozent. In Duisburg wie auch in Gelsenkirchen geht es den Verwaltungen darum, mit den erhöhten Bußgeldern auf Einsicht bei den Autofahrern zu stoßen. Die abschreckende Wirkung zielt auf Verkehrsvergehen, die zu den Hauptunfallursachen zählen.

Wer beispielsweise bei Rotlicht die Kreuzung überquert, ist in der Regel mit 90 Euro dabei. Hatte er bereits drei Punkte in der Flensburger Sünderkartei, wird pro Punkt ein Aufschlag von fünf Prozent fällig. So wächst die Rechnung für die Rotfahrt um 13,50 Euro.

Kritik von Autofahrern

Verkehrssünder spülen der Stadt jährlich über drei Millionen Euro in die Haushaltskasse. Allein aus den Starenkästen wird es in diesem Jahr geschätzt 35.000 Mal blitzen. Eine Million Euro nimmt die Stadt mit Hilfe der Schnellfahrer ein. Wer mit 30 km/h zu schnell unterwegs war, zahlt 100 Euro und kassiert drei Punkte. Auch der Griff zum Handy während der Autofahrt ist kein Kavaliersdelikt mehr. Es zählt in der Statistik mit zu den Hauptunfallursachen. Die Quittung für den Plauderer: 40 Euro und ein Punkt in Flensburg.

Den Vorwurf, nur abkassieren zu wollen, weist Rainer Vockeroth, Leiter der Bußgeldstelle, zurück. „Das erhöhte Bußgeld soll nicht nur abschreckend wirken, wir wollen Autofahrer damit auch zu mehr Verantwortung und Rücksichtnahme auffordern.“ Die Kritik von Autofahrern, die Stadt missachte den Datenschutz, treffe ebenfalls nicht zu. Da nur dann ein erhöhtes Bußgeld fällig ist, wenn der Autofahrer bereits Punkte gesammelt hat, gleicht die Stadt ausschließlich Daten ab, die im Kraftfahrtbundesamt in Flensburg gespeichert sind. Vockeroth: „Eigene Aufzeichnungen über Verwarnungsgelder dürfen wir nicht führen.“

Bußgeldbescheide nur durch Stadtverwaltung

Die statistische Auswertung zeigt, dass auf der Straße häufig eigene Gesetze gelten. So setzen sich heute mehr Autofahrer unter Drogeneinfluss hinters Steuer, sitzen viele Autofahrer ihren Vorderleuten fast auf der Stoßstange, werden Geschwindigkeitsbeschränkungen ignoriert. Fahrer stark emittierender Abgasschleudern pochen auch in Umweltzonen ohne Plaketten auf freie Durchfahrt.

Horst Berger, Leiter der Verkehrsinspektion 2 bei der Polizei, fordert mehr Selbstdisziplin von den Autofahrern. Noch würden die typischen Unfallursachen wie zu schnelles Fahren, Missachtung der Vorfahrt und Fehler beim Abbiegen viel zu häufig festgestellt. 27.000 Verstöße ermittelten die Beamten im vergangenen Jahr. Sie wurden alle auf elektronischem Weg an die Stadt übermittelt, die die Sanktionen vornimmt. Denn Bußgeldbescheide kann nur die Stadtverwaltung erlassen. Leer geht die Stadt nur dann aus, wenn ein Gericht nach Einsprüchen der Fahrer entscheidet. Dann fließt die Geldbuße in die Landeskasse.