Gelsenkirchen. Die Landesregierung will per Gesetz regeln, dass alle Wohnungen in NRW mit Rauchmeldern ausgestattet sind. Bei Vivawest und der ggw ist die Nachrüstung mit Rauchmeldern und Rauchmeldeanlagen längst seit Jahren in vollem Gange.

Die Szenerie war wie im Film. Feuerwehrleute kämpften gegen die Flammen, die geschockten Bewohner eines Hauses standen mit nichts als ihrer Unterwäsche am Leib auf der Straße. Aber wenigstens, sie hatten ihr Leben, weil die Retter sie in höchster Not aus der brennenden Wohnung retteten. Nur war das kein Film. Zwei Bewohnern einer Dachgeschosswohnung in Ückendorf passierte genau das am Sonntag.

Da passt es, dass die Landesregierung auf die vielen Wohnungsbrände reagiert hat und für NRW eine gesetzlich festgeschriebene Rauchmelder-Pflicht einführen will. Fordert ein Wohnungsbrand Tote, sterben fast 90 Prozent der Opfer nicht durch die Flammen, sondern durch die tödlichen Rauchgase, die schon nach kürzester Zeit zum Tod führen. Rauchmelder könnten die Opferzahlen drastisch senken, wenn sie denn in Wohnungen vermehrt installiert wären. Werden sie ausgelöst, erklingt ein schriller Ton (mindestens 85 dB) und warnt die Bewohner vor der Gefahr.

ggw rüstet bei Mieterwechsel nach

4200 Wohnungen hat die ggw in Gelsenkirchen und seit Jahren ist man bemüht, alle Wohnungen im Bestand mit Rauchmeldern auszustatten. „Bei einem Mieterwechsel werden die Wohnungen entsprechend nachgerüstet. Bei einer Fluktuation von rund 10 Prozent kann man sich vorstellen, dass wir schon viele Wohnungen so ausgerüstet haben, dass sie einer Gesetzesvorlage entsprechen würden“, sagt Stefan Eismann, Prokurist bei der ggw. Bei bestehenden Mietverhältnissen gebe es dagegen noch Nachbesserungsbedarf. „Kommt das Gesetz, werden wir aber auch hier umgehend reagieren. In vielen Häusern haben wir darüber hinaus auch dahingehend reagiert, dass in den Treppenhäusern Rauchmelder installiert worden sind, sofern sie brandgefährdet sind. Wenn also Holzelemente verbaut sind, ist ein Rauchmelder von uns angebracht worden“, sagt Stefan Eismann.

Vivawest hat schon 35.000 Wohnungen ausgerüstet

Ähnlich verfährt Vivawest. „Wir haben bereits 35.000 Wohnungen in unserem Bestand mit Rauchmeldern oder Rauchmeldeanlagen ausgerüstet. Darüber hinaus haben viele Mieter selbst Vorsorge getroffen und Geräte installiert. Zusätzlich werden in Abstimmung mit der Gebäudeversicherung und unabhängig von der Gesetzeslage auch in 2012 ausgewählte Immobilien mit dieser Technik ausgestattet“, erklärt Dr. Marie Mense, Pressesprecherin bei Vivawest.

Einer möglichen Änderung der Bauordnung sieht man also auch im Nordsternpark gelassen entgegen. Sollte das Gesetz Gültigkeit erlangen, werde Vivawest seinen Kunden ein entsprechendes Angebot vorlegen, um kostengünstig die Wohnungen mit Rauchmeldern auszustatten, erläutert die Unternehmenssprecherin. „Bei Bedarf soll auch der Einbau und die Wartung der Geräte angeboten und vorgenommen werden“, so Mense.

Nachzurüsten hätte man bei der Stadtverwaltung dagegen wenig. „Für alle öffentlichen Gebäude gibt es ein Brandschutzkonzept, dass jeweils individuell für das Objekt entwickelt wird“, erklärt Stadtsprecher Oliver Schäfer. In regelmäßigen Abständen findet dann mit der Feuerwehr eine Begehung statt, bei der das Konzept überprüft und gegebenenfalls angepasst wird. So soll immer alles auf dem neuesten Stand sein. „Außerdem gibt es auf jeder Etage einen Brandschutzbeauftragten, der extra geschult worden ist und im Ernstfall dazu beitragen soll, dass alle Mitarbeiter sicher aus dem Gebäude gelangen“, sagt Schäfer.

Darüber hinaus sind einige städtische Gebäude mittels Brandmeldeanlagen auch direkt mit der Feuerwehr verbunden, so dass ein Notruf direkt abgesetzt wird. „Das ist zum Beispiel bei Schulen der Fall“, erklärt Ansgar Stening, Brandrat bei der Gelsenkirchener Feuerwehr. „Brandmeldeanlagen gibt es zum Beispiel auch in den Krankenhäusern und in Altenheimen“, sagt Stening.

Gelsenkirchener Feuerwehr rät zu Rauchmeldern 

432 Menschen verloren 2009 in Deutschland ihr Leben in unmittelbarem Zusammenhang mit Bränden. 348 davon in Privatwohnungen und die allermeisten starben an Rauchgasvergiftungen. „Diese Zahlen würden sinken, wenn Wohnungen konsequent mit Rauchmeldern ausgestattet werden“, sagt Ansgar Stening, Brandrat bei der Gelsenkirchener Feuerwehr.

Er und seine Kollegen begrüßen daher den Vorstoß der Landesregierung, gesetzlich festzulegen, dass Wohnungen mit Rauchmeldern auszustatten sind. „Dass es keine Kontrollpflicht gibt, ist natürlich eine Schwäche, aber vor allem bei Neubauten wird dann hoffentlich das Gesetz befolgt“, so Stening. Die Arbeit im Einsatz würde den Feuerwehrleuten dann erheblich vereinfacht, ist sich der Brandrat sicher. „Durch einen Rauchmelder gewinnen die Personen in der Wohnung Zeit, um sich selbst in Sicherheit zu bringen. Wir können uns dann primär um die Brandbekämpfung kümmern“, erklärt Stening.

Ein Rauchmelder sei dabei das effektivste Mittel, um Personenschäden in Zusammenhang mit Bränden vorzubeugen. „Vor allem nachts, wenn der Geruchssinn des Menschen im Schlaf aussetzt, ist ein Rauchmelder lebensrettend.“ Die handelsüblichen Geräte seien alle geprüft und schon für zehn Euro in jedem Baumarkt zu bekommen. „Wir empfehlen die Geräte in allen Räumen anzubringen, in denen geschlafen wird. Also auch im Wohnzimmer, wenn man sich dort zum Nickerchen hinlegt. In der Küche ist der Rauchmelder dagegen nutzlos, weil er durch Kochdämpfe Fehlalarme auslöst“, weiß Ansgar Stening.