Gelsenkirchen. Der Leiter der Gelsenkirchener TÜV-Station an der Daimlerstraße in Gelsenkirchen Erle, Rainer Seidel, ist für eine einheitliche, europaweite Regelung der Prüf-Intervalle.
Der Vorschlag aus Brüssel, ältere Autos künftig jährlich zur Hauptuntersuchung zu schicken, stößt beim Leiter der TÜV Nord Station in Gelsenkirchen-Erle, Rainer Seidel, auf eine geteilte Meinung. „Ein einheitliches Prüfverfahren in Europa macht Sinn“, sagt Seidel. Allerdings sei das Prüfverfahren in Deutschland ausgereift und könne in Brüssel als Vorbild dienen.
Gerade in Osteuropa steigt die Mängelhäufigkeit durch die hohen Wartungs- und Reparaturkosten für ältere Fahrzeuge.
Die häufigsten Mängel treten an der Beleuchtung der Fahrzeuge auf. „Diese kann jeder Halter aber leicht prüfen und den Mangel beheben. Auch als Laie sieht man, welcher Scheinwerfer defekt ist“, erklärt Seidel. Die Kombination aus älteren Fahrzeugen mit hoher Laufleistung scheint die Ursache dafür zu sein, dass häufiger Missstände auftreten. „Allerdings“, so Seidel, „ist die Laufleistung der entscheidendere Faktor.“
Wirtschaftlich würde eine solche Entscheidung aus Brüssel keinen Einfluss haben, da die Gebühren vom Staat vorgegeben sind. „Außerdem hat jeder Kunde ja die Wahl, TÜV relevante Teile in einer Werkstatt reparieren zu lassen“, meint Seidel. Bedingt durch die Abwrackprämie kommen nun verstärkt neuere Fahrzeuge zu der TÜV-Station in Erle.
Zahlen sprechen eine deutliche Sprache
Kleine Mängel, zum Beispiel Licht, Reifen und Gurte lassen sich durch die Halter leicht erkennen und beheben. Auch der regelmäßige Werkstattbesuch kann vorbeugend wirken. Fahrzeuge, die konstant gewartet werden, weisen auch bei hohem Alter weniger Mängel auf. Viele Fahrer älterer Autos scheuen aber die Werkstattkosten.
Dagegen halten sich Besitzer jüngerer Fahrzeuge zudem häufiger an die Service-Intervalle aufgrund der Garantieleistungen.
Grundsätzlich treten Mängel an Verschleißteilen der Fahrzeuge auf. „Je höher die Laufleistung, desto mehr Mängel treten auf. Nach 100.000 Kilometern sind die Reifen und Bremsen nun mal runter“, erklärt Seidel. Seine Erfahrung ist außerdem, dass die Mängelstatistiken aus dem gesamten Bundesgebiet, auch für Gelsenkirchen zutreffend sind.
Und dort sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache. Laut TÜV-Report 2012 steigt die Quote der Fahrzeuge mit erheblichen Mängeln von 5,9 Prozent bei den dreijährigen auf fast den dreifachen Wert mit 17,5 % bei den siebenjährigen Autos. Das spricht für das Modell aus Brüssel.
„Wie dieses letztendlich aussehen wird, ist nicht meine Entscheidung. Ich bin an der Basis und muss eine solche Entscheidung nur umsetzen“, so der Fachmann.