Brüssel. . Der Brüsseler Verkehrskommissar Siim Kallas lobt das deutsche Prüfsystem als . Trotzdem sollen einheitliche Standards für Altautos gelten. Der ADAC ist nicht einverstanden und kritisiert die „Abzocke“.

Ältere Autos sollen nach dem Willen der EU-Kommission jährlich zum TÜV. Das schlug EU-Verkehrskommissar Siim Kallas am Freitag in Brüssel vor. Kallas hatte sich schon für den Protest aus Deutschland gerüstet, als er seinen Gesetzesvorschlag präsentierte. „Deutschland hat ein gutes Prüfsystem“, lobte er. Aber europaweit müssten einheitliche Mindeststandards bei Fahrzeug-Kontrollen gelten.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) und der Autofahrer-Club ADAC wettern bereits seit einiger Zeit gegen die Vorhaben aus Brüssel.

Was ist geplant – und warum?

Die Brüsseler Behörde fordert in Europa strengere Fahrzeug-Kontrollen. Das soll den Verkehr sicherer machen: Jährlich soll es EU-weit dank der neuen Regeln 36.000 Unfälle weniger geben. Zudem sinke die Zahl der Verkehrstoten um 1200.

Die EU-Experten möchten technische Mängel an Autos eindämmen. Solche Mängel seien für sechs Prozent aller Autounfälle verantwortlich. Autos, die mindestens als sechs Jahre alt sind, sollen jährlich zur Hauptuntersuchung. Bisher sind EU-weit Kontrollen im Zweijahres-Abstand für ältere Autos Pflicht.

Regelwerk seit 1977 nicht geändert

Verkehrskommissar Kallas wendet sich direkt an die Bürger, um für seine Pläne zu werben. „Wenn Sie ein Auto fahren, das nicht straßenverkehrstauglich ist, sind Sie eine Gefahr für sich selbst und für jeden anderen“, erklärt er.

Bisher gelten europaweit Regeln, die noch von 1977 stammen. Ein Auto muss nach vier Jahren erstmals zum Sicherheitscheck. Danach ist alle zwei Jahre eine Prüfung vorgeschrieben. Ein Staat kann diese EU-Vorgaben verschärfen. In Deutschland muss ein Auto bereits nach drei Jahren zum TÜV, danach alle zwei Jahre.

Was wollen die EU-Experten noch ändern?

Sie wollen strengere Mindestanforderungen für die regelmäßigen Fahrzeugchecks. Die EU-Kommission fordert zudem Mindeststandards für die Prüf-Ausrüstung und die Ausbildung der Prüfer.

In Deutschland mögen diese Vorschläge für Irritation sorgen. Doch EU-Experten erklären, dass die Prüf-Bedingungen und die Ausbildung der Kontrolleure europaweit teils sehr unterschiedlich sind.

Jährliche Kontrollen nach 160.000 Kilometern 

Vielfahrer müssen sich darauf einstellen, dass sie ihr Auto oder ihr leichtes Nutzfahrzeug (bis 3,5 Tonnen) bereits nach vier Jahren jährlich zum TÜV bringen müssen. Das soll Vorschrift werden, wenn jemand in den ersten vier Jahren insgesamt 160.000 Kilometer gefahren ist.

Die EU-Kommission fordert auch, dass Besitzer von Motorrädern und Motorrollern ihre Fahrzeuge regelmäßig durchchecken lassen. In Deutschland müssen diese Zweiräder alle zwei Jahre zur Überprüfung. In anderen Staaten, zum Beispiel in Frankreich und Belgien, gibt es bisher keine derartigen Vorschriften.

Was sagen die Kritiker dazu?

Der ADAC hält die Brüsseler Pläne für „Abzocke“. In Deutschland verursachten technische Mängel lediglich 0,5 Prozent aller Unfälle. Daher würden die neuen EU-Regeln vor allem Fahrzeug-Kontrolleuren nutzen, da Autofahrer ihren Wagen häufiger zum Check bringen müssten.

Die neuen EU-Regeln träfen hierzulande laut dem ADAC etwa 21 Millionen Autos. Eine Hauptuntersuchung kostet nach den Angaben etwa 60 Euro.

Auch das Bundesverkehrsministerium moniert vor allem, dass die Kontrollhäufigkeit steigen soll. Die Europäer sollten sich besser die hohen deutschen Standards zum Vorbild nehmen.

Sind ältere Autos störanfälliger?

Ja. Das zeigen Statistiken des TÜV. Das Prüf/Unternehmen hat sich die Autos angeschaut, die in seinen Werkstätten kontrolliert werden. Fazit:Je älter ein Auto, desto mehr Reparaturen stehen an.

Bei drei Jahre alten Autos weisen 5,9 Prozent erhebliche Mängel auf. Das sind nach TÜV-Angaben fehlerhafte Bremsen, aber auch ein kaputter Auspuff. Bei sieben Jahre alten Autos müssen im Schnitt 17,5 Prozent repariert werden. Bei neun Jahre alten Autos sind es 22,2 Prozent.

Wie geht es jetzt weiter?

Der Gesetzesvorschlag kommt nun ins EU-Parlament und zu den Staaten. Sie können ihn ändern. Die EU-Kommission erwartet, dass die neuen Regeln zur Verkehrssicherheit ab 2016 gelten.