Gelsenkirchen. .

Musik erklingt, dann flimmern Filmszenen in schneller Abfolge am Auge des Betrachters vorbei, und eine Erzählstimme erklärt, warum man diesen Streifen unbedingt gesehen haben sollte: Nach diesem Prinzip funktionieren Film-Trailer. Was für Kinobesucher oft nur das Vorprogramm ist, spielt bei Andreas Borutta aus Horst die Hauptrolle: Seit seiner Kindheit sammelt der heute 52-Jährige die Vorschauen und Kurzfilme.

„Mir gefallen diese kurzen Filme einfach besser. Wer hat schon die Zeit, sich jedes Mal einen ganzen Spielfilm anzuschauen? Ich habe quasi die ganze Filmgeschichte gut übersichtlich in meiner Sammlung, diese ganzen Helden der Jugend. Vor allem das, was vor 30, 40, 50 Jahren auf den Kinoleinwänden lief, finde ich interessant. Die heutigen Hightech-Action-Filme lassen mich hingegen komplett kalt“, betont der Horster. In seinem Keller stapeln sich Filmrollen, da trifft Horror auf Zeichentrick, Liebesfilm auf James-Bond-Abenteuer. „Ich habe alle deutschen James-Bond-Trailer zu Hause, die hat sonst niemand. Und viele der Raritäten sind auch nicht auf YouTube zu finden“, sagt Andreas Borutta.

Viele seiner „Schätzchen“ sind weder auf Filmbörsen noch in den einschlägigen Internet-Auktionshäusern erhältlich. „Ich hatte vor 20 Jahren einfach das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, als viele Film-Verleih-Firmen sich von ihren Archiven getrennt haben. Damals wanderten die Filme und Trailer einfach zur Film-Vernichtungsstelle. Da wurde eine komplette Kultur einfach ausgelöscht. Deshalb bin ich froh, dass ich einige Filmrollen vor diesem Schicksal bewahren konnte“, so der 52-Jährige.

3000 filmische Sammlerstücke

3000 spielfertige Trailer und Filme nennt der Gelsenkirchener sein Eigen – und zeigt Ordner, in denen die Titel, penibel nach Genres geordnet, aufgelistet werden. Filme der frühen 1950er Jahre sind ebenso dabei wie abgedrehte Streifen der 1980er und 1990er Jahre.

„Als Anfang der 1980er Jahre die Videotechnik in Deutschland aufkam, habe ich eine Zeit lang nur Videos gesammelt. Aber dieser Trend war nach fünf Jahren vorbei. Und seitdem bin ich wieder auf 35mm Format und Super-8 umgestiegen“, erklärt Andreas Borutta. Jüngste Entwicklungen wie Blue-Ray gehen derweil komplett an ihm vorbei. „Ein Film muss knistern und auch diese typischen Strukturen auf die Leinwand zaubern. Ich habe schon viele Cineasten getroffen, die selbst die tollste Technik zu Hause haben , dann aber zu unseren Filmtreffen kommen, um ins Schwärmen zu geraten“, verrät er.

Cineasten treffen sich in Wohnzimmern

Apropos Filmtreffen: „Derzeit treffe ich mich mit Cineasten aus ganz NRW umschichtig privat in Wohnzimmern, um gemeinsam Filme anzuschauen. Ich würde meine Sammlung aber gerne viel mehr Menschen zeigen. Denn ich sammele diese Trailer und Filme nicht, um sie einzulagern, sondern um sie mit anderen Filmfans zu teilen. Ich könnte mir auch vorstellen, jetzt im Sommer Open-Air-Kinovorstellungen anzubieten zu bestimmten Themen. Oder in Seniorenheimen ganz gezielt Erinnerungen an alte Kino-Klassiker zu wecken. Das Gute an meiner Sammlung ist ja, dass die Trailer nicht zu lang sind und man daher mehrere hintereinander zeigen kann. Das macht das Format beispielsweise auch interessant für Schulen oder Behinderteneinrichtungen, wo das Publikum in kurzer Zeit eine ganze Reise durch die Filmgeschichte erleben kann“, schwärmt Borutta, der bedauert, dass es derzeit kaum Möglichkeiten für öffentliche Vorführungen gibt.

Von Dick und Doof bis zu Godzilla: Andreas Borutta hat nicht nur die altbekannten Klassiker, sondern auch ausgefallene Trash-Filme in seinem Repertoire.

Filminteressierte und Mitstreiter, die Filmvorführungen in Kinos oder anderen Einrichtungen vermitteln oder mitorganisieren können, sind von Andreas Borutta schwer gesucht.

Bei Interesse kann man den Cineasten per E-mail erreichen: andreasborutta@hotmail.de