Gelsenkirchen-Schalke. Der sportliche Erfolg der Mannschaft geriet wenige Minuten nach dem Schlusspfiff dann doch ein bisschen in den Hintergrund. Den über 61 000 Zuschauern in der Schalke-Arena ging es an diesem Tag einfach um viel, viel mehr als nur um 90 Minuten Fußball. Raúl sagte „Adios“ und wurde in gebührendem Rahmen verabschiedet.

Bevor es nun bald in die Sommerpause geht, verabschiedete sich der FC Schalke 04 mit deutlichem 4:0-Sieg gegen Hertha BSC Berlin von seinen Fans. Nüchtern betrachtet könnte man das letzte Heimspiel der Blau-Weißen so beschreiben. Wenn da nicht... ja, wenn da nicht noch die dritte Halbzeit gewesen wäre...

Klar, über die vier Tore durch Klaas Jan Huntelaar (32./88.), Lewis Holtby (73.) und Raúl (84.) und den damit gesicherten Platz in der Champions League freute sich in der Arena jeder (der kein Hertha-Trikot trug), aber irgendwie rückte der sportliche Erfolg der Mannschaft nur wenige Minuten nach dem Schlusspfiff dann doch ein bisschen in den Hintergrund.

Den über 61 000 Zuschauern ging es an diesem Tag einfach um viel, viel mehr als nur um 90 Minuten Fußball. So wunderte es auch nicht, dass das Stadion lange nach Abpfiff immer noch komplett gefüllt war. Es schien ein wenig so, als seien alle hauptsächlich aus einem Grund hier: „Gracias“ zu sagen und ein letztes Mal den „Señor“ im eigenen Stadion zu sehen.

Raúl, der während seiner zweijährigen Amtszeit bei Schalke wohl wirklich jedes königsblaue Herz eroberte, sagte „Adios“ und wurde in gebührendem Rahmen verabschiedet. Eben so, wie es sich für „El rey de futbol“ (den König des Fußballs) gehört. Mit Pauken und Trompeten; mit Gesängen und großen Worten – sowohl verbal als auch schriftlich auf den zahlreichen Bannern, Transparenten und Spanien-Flaggen.

Viele Hymnen, zahlreiche Taschentücher und eine gute Stunde später

Spätestens als der Weltstar - in Begleitung seiner vier Söhne Hector, Mateo, Hugo und Jorge und mit seiner Tochter Maria auf dem Rücken - den Rasen betrat, flossen Tränen. Bei den Fans, aber auch beim König des Fußballs selber. „Ich kann und will einfach nicht glauben, dass ich ihn nie wieder im Schalke-Trikot sehen werde. Raúl darf nicht gehen!“ Sätze eines Fans, der damit wohl für alle Schalker, ganz egal, ob weiblich, männlich, jung oder alt, spricht.

Viele Hymnen, zahlreiche Taschentücher und eine gute Stunde später verließen die ersten so langsam die Tribünen. Die vierte Halbzeit begann. Banner wurden abgenommen, Fahnen eingerollt. Unten im Graben packten die Trommler ihre Instrumente ein, die sie bis zum ersten Heimspiel in der nächsten Saison in einer Garage lagern.

Einige Männer beseitigten die letzten Spuren auf dem Rasen; kommenden Mittwoch wird er ausgefahren und – bis der Ball im August wieder rollt – vom sogenannten Greenkeeper fachmännisch gepflegt.

Am Ende dieses langen Tages blieben unzählige leere Plastikbecher auf den Tribünen zurück. Sieben Kubikmeter Abfall galt es für die Reinigungskräfte zu beseitigen.

Für die Fans bleibt dagegen weitaus mehr zurück – das lässt sich auch nicht so schnell wegkehren: Die Erinnerung an eine grandiose Saison und ihren Liebling mit der Rückennummer 7. Und während die meisten Königsblauen wahrscheinlich entweder schon im Land der blau-weißen Träume schlummerten oder aber andere noch bis spät in die Nacht feierten, schaltete der Wachdienst gegen Mitternacht endgültig das Licht in der heiligen Halle aus. Schicht im Schacht. Gute Nacht, Adios und Glück auf! Wir sehen uns alle in der nächsten Saison – nur ohne den Señor.