Essen/Gelsenkirchen/Marl. . Vor dem Essener Landgericht kämpft der Gelsenkirchener Polizist Dirk L. gegen seine Verurteilung zu zwei Jahren und drei Monaten Haft wegen versuchter schwerer Brandstiftung und Besitz von Kinderpornografie. Er wird zudem verdächtigt, seine Ehefrau umgebracht zu haben. Von der Leiche fehlt bis heute jede Spur.
Der Gelsenkirchener Polizeibeamte Dirk L., der von der Staatsanwaltschaft verdächtigt wird, seine im Mai 2010 verschwundene Ehefrau umgebracht zu haben, sieht sich als Opfer einer Verschwörung. Vor dem Landgericht Essen warf der 44-jährige, der in Marl wohnt, Polizei und Justiz vor, ihn massiv unter Druck gesetzt zu haben, obwohl er unschuldig sei.
Vor der X. Strafkammer geht es aber nicht um den Mord an der Ehefrau und Mutter seiner vier Kinder. Denn da fehlt den Ermittlern der entscheidende Beweis. Staatsanwalt Marcus Schütz: „Die Leiche fehlt immer noch.“ Dirk L. kämpft seit Montag in einer Berufungsverhandlung gegen seine Verurteilung durch das Amtsgericht Gelsenkirchen-Buer, das ihn wegen versuchter schwerer Brandstiftung und Besitz von Kinderpornografie im Gefängnis sehen will. Es verurteilte ihn am 18. Oktober 2011 zu zwei Jahren und drei Monaten Haft. Ein Strafmaß, bei dem eine Aussetzung zur Bewährung nicht mehr möglich ist.
Polizist hatte schwangere Geliebte
Bei der Suche nach der vermissten Ehefrau war die ermittelnde Essener Mordkommission auf ein mögliches Mordmotiv gestoßen. Danach musste die Ehefrau verschwinden, weil die schwangere Geliebte des Polizisten ein Treffen mit ihr verlangte. Durch immer neue Lügengeschichten hätte Dirk L. dies zu verhindern versucht. So hätte er ein Feuer im Treppenhaus des Hauses in Gelsenkirchen-Horst gelegt, in dem eine Freundin seiner Frau wohnte. Nur durch Zufall fing das Treppenhaus kein Feuer. Sonst hätte es für den im Obergeschoss schlafenden Sohn der Freundin keine Chance gegeben. Im Zuge der Ermittlungen entdeckten die Fahnder zudem 14 kinderpornografische Fotos auf der Festplatte im Computer des Polizisten.
In Buer hatte Dirk L. zu den Vorwürfen geschwiegen. Am Montag brach er sein Schweigen. Verteidiger Axel Nagler verlas eine Erklärung des Mandanten. Darin beklagte sich der Polizist über den einseitigen Druck, dem er ausgesetzt worden sei. Deshalb hätte er seit Sommer 2010 geschwiegen. Das Amtsgericht hätte gegen ihn verhandelt, obwohl es wusste, dass er wegen der Krebserkrankung seines Sohnes gar nicht verhandlungsfähig gewesen sei: „Drei Wochen später starb er in meinen Armen.“
„Ich bin nicht im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte“
Konkret weist er die Vorwürfe zurück, findet plötzlich Erklärungen, warum er bereits in einer SMS in der Brandnacht Details der Tat kannte. Das Amtsgericht hatte ihm dies als Täterwissen zur Last gelegt. „Ich habe in dem Haus nichts angezündet“, heißt es in der Erklärung. Auch für die kinderpornografischen Bilder auf seinem Computer will er nicht verantwortlich sein. Er habe zwar pornografische Seiten im Internet besucht, Fotos mit Kindern aber nie bewusst angeklickt. Möglicherweise hätten sich im Hintergrund entsprechende Seiten geöffnet: „Es gibt Hunderte solcher Seiten, die man gar nicht so schnell schließen kann.“ Auch seine Frau sei beim Surfen auf solchen Seiten gelandet: „Sie lachte dann.“
Auf Fragen des Gerichtes will Dirk L. schweigen. Er sei immer noch in psychiatrischer Behandlung: „Ich bin nicht im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte. Deshalb bitte ich um Verständnis, dass ich Fragen nicht beantworten möchte.“