Gelsenkirchen. .
„Klock“. Treffer. Der Ball fliegt vom Kunstgrün, hoppelt nach kurzem Bogen ins Gras und gesellt sich zu den Dutzenden Golfbällen, die da weit vor der 50-Meter-Fahne auf der Driving Range liegen. Nicht wirklich eine Großtat am Golfschläger. Aber ein guter Anfang. Koordination und Schlagschwung führten immerhin schon mal so weit. „Gut“, lobt denn auch Trainer Horst Büttner die Zehnjährige. Das Mädchen klaubt den nächsten Ball aus dem Korb, holt aus — und „Klock“.
20 Fünftklässler der Gesamtschule Berger Feld geben sich Mittwoch am Golfclub Haus Leythe die Schläger in die Hand. Zur ersten Golf-Talentsichtung sind Kinder aus einer integrativen Klasse angetreten. Weitere Gruppen werden folgen. Die designierte Eliteschule des Sports, bisher vor allem erfolgreiche Fußballer-Schmiede, und der Club gehen gemeinsam neue Wege. „Wir haben 170 Kinder pro Jahrgang. Da müssen doch auch talentierte Golfer dabei sein“, glaubt Schulleiter Georg Altenkamp und hofft, deren Talent „auch auf diese Sportart ausrichten zu können“.
Chance zur Imageförderung
Mit dem Golfclub hat die Gesamtschule einen weiteren Kooperationspartner gewinnen können und wird – nach den Sichtungseinheiten – aus den zehn talentiertesten Schülern die Arbeitsgemeinschaft Golf und, ein Fernziel fürs nächste Schuljahr, ein Team für die nächste Runde „Jugend trainiert für Olympia“ formen.
Die Golfer, die Ausrüstung und Trainer stellen, sehen derweil eine gute Chance zur Nachwuchs- und Imageförderung. „Der Vorstand begrüßt die Kooperation sehr“, sagt Schatzmeister Klaus Wittkowski. „Sie ist ein gutes Mittel, um den Golfsport aus der elitären Ecke zu holen und ins rechte Licht zu rücken. Zur sportlichen und pädagogischen kommt für Altenkamp die soziale Komponente. „Das ist auch ein Gewinn. So baut man Barrieren ab und senkt Schwellenängste.“
Koordinationsübungen auf einem Parcours müssen die Fünftklässler absolvieren, balancieren oder Bälle einnetzen, ehe es in die Abschlagboxen geht. Serhat und Baris, beide 10, haben es bisher eher mit Fußball. Golf „haben wir mal im Fernsehen gesehen“, sagen sie. Serhat hat immerhin schon mal beim Minigolf eingelocht. Jetzt sind die Jungs gespannt auf die Talentsichtung.
"Mit Sicherheit kein Altmännersport"
„Acht bis zehn Jahre ist eigentlich das beste Alter zum Lernen“, sagt Büttner. Der Leiter der Golfschule, Sportlehrer der Gesamtschule und drei weitere Golflehrer kümmern sich an diesem Tag um das schlagkräftige Grüppchen – und einer steht mittendrin, den höchstens die Eltern der Kids aus seiner aktiven Zeit kennen: Fußball-Legende Klaus Fischer. Graues Haar, gesunde Bräune, drahtig wie in besten Fallrückzieher-Zeiten mischt er ein wenig beim Scouting mit und sorgt für die nötige Öffentlichkeitswirksamkeit zum Aufschlag der Aktion.
Fischer zählt zum Schalker Golfkreis, ist aktives Clubmitglied seit 1994, verstärkt ab und an die Leyther Seniorenmannschaft und spielt beachtlich mit Handicap 6. „Golf“, sagt er, sei „mit Sicherheit kein Altmännersport“. Aber wie bei „jeder anderen Sportart gilt auch hier: Man muss früh anfangen, um erfolgreich zu sein.“