Gelsenkirchen.
Jonas Passenberg zupft seine Mini-Krawatte zurecht. Der Achtjährige hat sich herausgeputzt für das Preisträgerkonzert von „Jugend musiziert“ im Schloss Horst. Ein bisschen aufgeregt wartet er auf seinen Auftritt, dabei liegt die Prüfung längst hinter ihm. Die Darbietung des jungen Gelsenkircheners wurde mit 25 Punkten belohnt. Es ist die Bestnote. Stolz nimmt er seine Urkunde entgegen.
„Normalerweise ziehe ich Jeans und T-Shirt an, aber ich habe meine Mama gefragt, ob ich nicht schon mal mein Kommunion-Sakko tragen darf“, sagt Jonas. Seitdem er fünf Jahre alt ist spielt er Saxofon. „Wir waren irgendwann im Urlaub in der Schweiz. Da bin ich krank geworden. Aber es war gar nicht langweilig, denn in dem Hotel war ein Saxofonist. Seitdem weiß ich, dass Saxofon mein Instrument ist“, erklärt der Grundschüler, warum er sich für das Saxofon entschieden hat. Außerdem hört er gerne Jazz-Musik. „Im Jazz gibt es viele Stücke für Saxofon.“ Der Jury spielte er aber die „Prelude in g minor“ von Rachmaninoff vor. Die Noten hat er in ein handelsübliches Matheheft eingeklebt – so eins, mit Seelöwen auf dem Titel. „Das habe ich nur gemacht, damit mir die Blätter nicht runterfallen, das wäre ja doof im Wettbewerb.“ Glück gehabt – alles geht gut. Ironie seines Erfolgs: Obwohl er so erfolgreich ist, darf er noch nicht zum Landesentscheid – er ist zu jung.
„Musizieren ist nach wie vor beliebt. Dabei glänzen vor allem die Jüngeren mit Bestnoten“, hat Felizitas Hofmann, Organisatorin des Regionalentscheids „Ruhr Nord“ von Jugend musiziert, beobachtet. Bei den Jugendlichen würde man hingegen den Druck von G 8 spüren. „Viele haben nicht mehr die Ruhe und brechen dann ein.“ Besonders begehrt war die Kategorie „Musical“, hier traten direkt 25 Sänger an. Mit einer Casting-Show sei die populäre Kategorie allerdings nicht zu vergleichen. „Das ist viel authentischer.“
Ein eigenes Saxofon
Die Urkunde bekommt in Jonas Zimmer einen Ehrenplatz. Er übt jeden Tag, freiwillig. Nur seine jüngere Schwester mag nicht zuhören. „Sie will lieber mit mir spielen.“ Zeit für seine anderen Hobbys, zum Beispiel schwimmen, nimmt er sich auch noch. „Meine Freunde sagen immer: ,Hoffentlich hast du noch Puste zum Fußballspielen.’ Das ist kein Problem.“
Nun wünscht er sich ein eigenes Instrument. Das Preisgeld, 250 Euro, könnten ein kleiner Zuschuss sein. „Vielleicht schmeißen bei der Kommunion alle zusammen. So ein Saxofon ist nämlich ganz schön teuer.“ Sein Berufswunsch steht jedenfalls schon fest: Jonas möchte später mal Musiker werden.