Gelsenkirchen. .

Dass Mädchen mit Kopftuch in Deutschland keine Chance auf einen Ausbildungsplatz haben, ist für Lehrer Bilgehan Fonk eines der Beispiele für Rassismus, das man am besten belegen könne. Zu der Frage, welche Rolle Rassismus an Schulen spielt, haben sich jüngst 40 Lehrer im DGB Haus der Jugend versammelt.

Die NRW-Staatssekretärin für Integration, Zülfiye Kaykin, folgte der Einladung des Türkischen Lehrervereins, um mit den Pädagogen über dieses und andere Themen zu sprechen. „Es gibt in Schulen immer wieder Diskriminierungen, nicht nur unter Schülern, auch gegen Lehrer“, so Bilgehan Fonk, der an einer Gesamtschule in Bergkamen unterrichtet.

"Das Thema wird nicht gerne angesprochen"

Seit dem Bekanntwerden rassistisch motivierter Morde an Türken in Deutschland habe er aber keineswegs eine Sensibilisierung für die Problematik festgestellt. „Das Thema wird nicht gerne angesprochen“, so Fonk. „Wir fordern Medien, Parteien und die Bundesregierung auf, die Fehler lückenlos aufzuklären“, so der Lehrer über die Nazi-Morde. „Nur wenn man offen mit dem Thema umgeht, kann sich auch an Schulen etwas ändern.“

Das Thema Rassismus müsse in Familien und Klassen diskutiert werden. „Und nicht nur an Schulen mit hohem Migrationsanteil.“ Eine Aktion wie „Schule ohne Rassismus“ könne helfen. „Jedoch nicht, um nach außen hin gut dazustehen, das muss schon gelebt werden.“ Die Lehrer haben eine Kommission gebildet, die am 20. Januar zentrale Forderungen zur Bekämpfung von Rassismus präsentieren will.

„Es liegt noch ein weiter Weg vor uns“

Insgesamt müsse das Thema Diskriminierung in Schulen stärkere Beachtung finden: „Es gibt auch immer wieder Anfeindungen gegen Übergewichtige, Homosexuelle oder andere Minderheiten.“ Integrationsbeauftragte Zülfiye Kaykin sagte im Gespräch mit den Lehrern: „Es ist wichtig, dass es kein Ihr und Die gibt, sondern nur ein gemeinsames Wir.“ Diese Einstellung müsse auch von Politik und Verwaltung wiedergegeben werden. Kaykin will deshalb die interkulturelle Öffnung der Verwaltung vorantreiben.

Bislang hätten in NRW nur sieben Prozent der Polizisten, vier Prozent der Lehrer und etwa drei Prozent der Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung einen Migrationshintergrund. „Es liegt noch ein weiter Weg vor uns.“ Neben dem Thema Rassismus hatten sich die Lehrer zu Fördermöglichkeiten wie dem Leseprogramm „Antolin“ oder dem Projekt „Mama liest auch“, das Türkinnen zum Vorlesen animieren soll, ausgetauscht.