Gelsenkirchen. Meist befinden sich Studentenwohnheime in der unmittelbaren Nähe zu einer Universität oder Fachhochschule. “Wodanien“ ist anders, fünf Kilometer sind es bis zur FH Gelsenkirchen . Trotzdem ist die Wohngemeinschaft komplett belegt.

Studentenwohnheime liegen meistens in unmittelbarer Nähe zu einer Universität oder Fachhochschule. Nicht so „Wodanien“. Vom Wohnheim an der Wodanstraße in Erle sind es immerhin etwa fünf Kilometer bis zur FH an der Neidenburger Straße in Buer.

Dennoch: Die 154 Wohnplätze in den drei Häusern sind komplett belegt. Die Studierenden leben zumeist zu drei Personen in Wohngemeinschaften. Es gibt auch WG-Varianten mit zwei und vier Personen und Einzelappartements.

Wirklich schmuck ist Wodanien rein äußerlich nicht. Die Schallschutzwand auf der gegenüberliegenden Straßenseite verströmt Tristesse. Und das Rauschen von der nur wenige Meter entfernten A2 ist allgegenwärtig. Für angenehme Linderung sorgen allerdings Fenster der höchsten Schallschutzstufe, die in Wodanien verbaut worden sind.

Der Betreuer für die Neuen

Die Studenten Tim Liese (29) und Sebastian Gasor (32) gehören an der Wodanstraße nicht nur zu den „alten Hasen“, sie bilden auch den Vorsitz des Wohnheimrats. Tim Liese wohnt in einer Dreier-WG, kommt aus Rotthausen und studiert Medizintechnik im 12. Semester: „Die Regelstudienzeit beträgt nur sechs Semester. Aber wenn man nebenher arbeitet, bleibt so eine ,Überziehung’ nicht aus.“ Seit fünfeinhalb Jahren ist er Tutor in Wodanien, kümmert sich um Leute, die dort neu einziehen.

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Ähnliches gilt für Sebastian Gasor, der 2006 aus Essen nach Erle zog. Er studiert Informatik – „in einem fortgeschrittenen Semester“. Die maximale Wohnzeit in Wodanien beträgt fünf Jahre, kann in Ausnahmefällen aber um ein oder zwei Jahre verlängert werden. Auch Sebastian Gasor ist Ansprechpartner für die Wodanier: „Wenn zum Beispiel die Waschmaschine nicht funktioniert, kommen die Leute zu uns. Außerdem stehen wir mit dem Akafö in regelmäßigem Kontakt.“ Das Akademische Förderungswerk in Bochum ist Wohnheim-Träger.

Mehr als 100 Gesellschaftsspiele

Jedes der Häuser hat zwei Eingänge. Zusätzlich wurden in einem ehemaligen Pfarrhaus an der Düppelstraße – die nur wenige hundert Meter von der FH entfernt ist - acht Wohnungen für Erasmus-Studierende eingerichtet. In der Wodanstraße gibt drei Einzel-Appartements, elf Zweier- und neun Vierer-WG.

Die restlichen knapp 100 Wohnplätze befinden sich in Dreier-WG. Auch Tim Liese teilt sich seine Wohnung mit zwei Studenten. In seinem Zimmer stapeln sich mehr als 100 Gesellschaftsspiele – zumeist mit Fantasy-Charakter – und entsprechende Literatur.

Warum er sich für das Wohnen zu dritt entschieden hat? „Ich koche gerne und hier gibt es eine große Küche. Da kann man sich austoben“, sagt der 29-Jährige. Die Einzelappartements verfügen lediglich über eine kleine Pantry-Küche.

Party einmal pro Monat

Partys werden in Wodanien natürlich auch gefeiert. Im spartanisch eingerichteten Haus Priebe befinden sich neben einem Barbereich auch einige Sitzgelegenheiten. Etwa ein Mal pro Monat wird das Party-Haus in Anspruch genommen. Auswärtige Übernachtungsgäste können für 10 Euro im Barockzimmer im Schlaf das fürs Ruhrgebiet typische Wohnflair der 50er-Jahre inhalieren. Es diente einst als Film-Kulisse für „Der Prinz aus Wanne-Eickel“.

Die Preise für ein WG-Zimmer sind abhängig von der Quadratmeterzahl. Sie liegen zwischen 180 und 238 Euro. Gasior: „Ein Vorteil ist, dass man keinen Nachmieter suchen muss, wenn man auszieht.“ Dagegen können Wodanier nicht mitbestimmen, wer einzieht: „Aber wir haben sehr angenehme Leute hier. Es gab maximal drei ernsthafte Streitigkeiten in fünf Jahren.“