Gelsenkirchen. Von Hirten, Engeln, Maria, dem Jesuskind und religiöser Bildung im städtischen Kindergarten – ein Besuch an der Krippe in der Christuskirche und die Mitgestaltung des Familiengottesdienstes am 3. Advent gehören dazu wie spielerische Bibelkunde.
Diese Woche war Pfarrer Dieter Eilert in Bismarck in einer etwas anderen, aber durchaus tragenden Rolle gefordert: Er gab den Nikolaus für Kindergarten-Kinder. Eine Aufgabe, die nicht unbedingt zum Kerngeschäft eines Seelsorgers gehört, die sich aber ergibt, wenn man als Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde auch das weite Feld der religiösen Bildung für Kindergartenkinder beackert. Natürlich nicht allein. In der städtischen Kita Auf der Hardt hat Erzieherin Susanne Adler den Part übernommen.
Gemeinsam werden die Kinder den Familiengottesdienst am dritten Advent mitgestalten. In diesen Tagen sind sie häufiger in der altehrwürdigen Christuskirche am Trinenkamp 46. Ihr Ziel liegt im Altarraum rechts neben der Kanzel. Dort steht die Krippe, liegen die Schäfchen im Stroh, hat sich eine muntere Gemeinschaft von hölzernen Hirten versammelt. Und selbst die Heiligen Drei Könige sind schon aus dem Morgenland angereist. Dicke Pappmaché-Steine liegen zwischen den Figuren. Die Kinder haben sie in den letzten Tagen geklebt und gemalt und dann in der Kirche drapiert.
"Erwachsenen-Krippe" in der Christuskirche spricht Kinder an
In diesem Jahr wurden die Figuren erstmals in einer zurückhaltend gestalteten Landschaft aufgestellt. Eine Erwachsenen-Krippe, die Kinder dennoch anspricht. Und ein klarer Star ist zu erkennen: der Engel. Mit erhobenen Flügeln steht er erhaben am Rand, verkündet Maria gerade die frohe Botschaft. „Der ist am schönsten“, findet Mariella (4). „Der erzählt der Maria was, die Geschichte von Jesus.“ Einen ganz anderen Favoriten hat Liv (4): „Ich mag die Kuh.“
Der Eiserne Kanzler Otto von Bismarck schaut kühn auf die Szenerie. Auf einer Kirchenbank unter den wuchtigen Wandgemälden, die Rudolf Schäfer 1924 im Stil der Zeit schuf, haben Mohammed und Luka eine Entdeckung gemacht. Das Christuskind liegt hier noch. Noch hat es nicht seinen Platz im Stall. „Der wird ja erst Weihnachten geboren“, sagen beide.
"Die hat im Stall ihr Baby gekriegt"
Das Basis-Wissen haben die Drei- bis Sechsjährigen parat, wie Susanne Adlers Frage- und Antwort-Spiel zeigt. „Haben wir denn schon Weihnachten?“, will sie wissen. „Neiiiiiin“, hört sie von 17 Kindern. „Wo sind denn Maria und Josef?“ - „Im Stall“, tönt der Chor der Knirpse. – „Und warum?“ – „Weil die da wohnen. Die haben kein Hotelzimmer gekriegt.“ – „Und was war mit Maria?“ – „Die hat im Stall ihr Baby gekriegt.“ – „Und wer war das Baby?“ – „Ein Junge!“. – „Weiß denn jemand, wie der heißt?“ Fabian kommt den anderen zuvor: „Jesus. Deshalb feiern wir das ja.“
Die Josefs-Figur hat er kurz zuvor mal in den Armen wiegen dürfen. Wie er das fand? „Leicht“. Religion zum Anfassen, kindgerecht vermittelt. Darum geht es im Kindergarten. Auch dort steht derzeit eine Spiel-Krippe. „Da sind die Figuren schon mal auf dem Bauteppich unterwegs. Das ist in Ordnung, so soll es sein“, Susanne Adler.
Der Advent ist gerade für Kinder eine Zeit der Geheimnisse, der Vorfreude, der Spannung, der Einstimmung. Das gilt wohl nach wie vor. Auch wenn viele Traditionen weggebrochen sind. „Es werden nicht mehr so viele Geschichten erzählt und es wird in den Familien nicht mehr viel gesungen. Das finde ich persönlich sehr schade“, sagt Susanne Adler. Andererseits erlebt Eilert Eltern, die durchaus offen sind für kirchliche Angebote. „Dieses Jahr gab es erstmals einen Abschiedsgottesdienst für die Maxis. Das wird von den Eltern gut angenommen. Sie sagen uns bewusst, dass auch nichtchristliche Kinder teilnehmen sollen, auch um die Bandbreite der Religionen kennenzulernen.“
Ihre ganz persönliche Krippe hat Nathalie (5) in ihrem Kinderzimmmer aufgebaut. Das Personal? „Von Barbie...“