Gelsenkirchen. . Auf der Langstrecke zwischen Bahnhof und Neumarkt machen sich Buden und weihnachtliche Atmosphäre rar. Im Angebot: Glühwein, Glühwein, Würstchen, Reibekuchen, Mandeln, Glühbier, Glühwein...
Ein bisschen bekifft sieht er zugegebener Maßen schon aus, der rot gewandete Kamerad mit Weihnachtsmannmütze, der in eindeutiger Halbschlafhaltung an der ersten Bude vor sich hin grunzt. Oh pardon – schnarcht. Hat eine lange Nachtschicht hinter sich.
Dabei hat er am Nikolausabend wohl was aufs Auge bekommen. Nur das rechte Lid bewegt sich im Schnarchtakt auf- und abwärts. Vielleicht hat der alte Plastikknabe auf dem Weg zu seinem angestammten Budenplatz ja auch nur zu tief in die Glühweinbecher geschaut, die auf dem Weg zwischen Neumarkt und Bahnhof zurzeit absolut in sind. Mit und ohne Schuss und in einem Fall sogar als Glühbier: Jahreszeitliche Drinks mit „Umdrehung“ sind zwischen Lebkuchenherzen- und Bratwurstbuden und zwischen Bratwurst- und Lebkuchenherzbuden der Renner des Gelsenkirchener Weihnachtsmarkts. Kann man jedenfalls angesichts der quantitativen Häufung annehmen.
Cottbuser im Hexenhaus
Während am nördlichen Eingang mächtige, zum Baum drapierte Kunststoffbälle in wenig weihnachtlich-warmen blau-weiß Tönen nicht nur die Augen der Schafe in der Krippe irritieren, sieht es am Südzipfel schon eher nach Budenzauber aus. Hier, auf dem Bahnhofsvorplatz, feiert ein echtes Nordlicht mit seinem kleinen Hüttendorf Premiere: Thomas Meyer aus Bremerhaven, der sich in wärmeren Jahreszeiten als reisender Softeis-Verkäufer und im Winter unter anderem mit 20-jähriger Weihnachtsmarkterfahrung in Cottbus empfiehlt, stand im Dezember 2010 mit seinem Hexenhaus inklusive einem breiten Heißgetränke-Angebot (mit und ohne Prozente) erstmals in Bahnhofscenter-Nähe. Jetzt also das Outcoming als Weihnachtszauber-Gestalter.
Weihnachtsmarkt
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Endlich gibt’s den ersten echten Nippes, richtige Weihnachtsbaumkugeln und fröhliche Stoffpüppchen für Kinder zu sehen. Der „Fotojens“ – Jens Waltenberg aus Stralsund – ist mit in Meyers Team. Und fotografiert, wenn der Weihnachtsmann vor Ort ist, in der gemütlichen Stube-Bude kleine und große Menschen mit dem freundlichen Gabenbringer.
Werder-Trikot blieb im Schrank
„Am Sonntag haben wir den Weihnachtsmann wegen des Schalke-Spiels extra später los geschickt“, lacht das Nordlicht Meyer. Er hat kein Problem damit, das Werder-Trikot in den Schrank zu hängen und sich in königsblau-weiße Fangewänder zu hüllen. Am 2. Advent hat er sich so selbst mit dem Weihnachtsmann ablichten lassen. „Die Gelsenkirchener sind mit ihrem FC Schalke 04 schlimmer als die Taliban.“ Meyer grinst. Er möchte das positiv verstanden wissen. Um zu dokumentieren, wie sehr die Stadt nach seiner Einschätzung hinter ihrem Bundesliga-Verein steht.
Was zieht den Mann aus dem Norden der Republik nach Gelsenkirchen? „Wir wollen, dass Gelsenkirchen einen schönen Weihnachtsmarkt bekommt.“ Diese Intention steckt dahinter, ein kleiner Anfang ist gemacht. Thomas Meyer weiß als alter Hase im Geschäft allerdings auch: „Man muss dafür einen langen Atem haben.“
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