Gelsenkirchen.
Rund 800 Menschen in Gelsenkirchen sind dankbar, dass es die Ambulanten Dienste der Diakonie in Gelsenkirchen gibt. Und es werden immer mehr, die Hilfe im Alltag brauchen, weil sie zu alt sind, um die Aufgaben allein zu meistern. Die Ambulanten Dienste der Diakonie haben reagiert und zum 1. September erstmals eigene Auszubildende zum Altenpfleger eingestellt.
Am Montag gingen Matthias Frankenhoff, Dennis Meiritz, Michaela Woitalla, Sina Meulenberg und Steffen Holz nach den ersten Theorieblöcken im Kirchlichen Bildungszentrum für Gesundheitsberufe im Revier am Marienhospital in Ückendorf in die Praxis. „Unsere Ausbildung umfasst 2500 praktische Arbeitsstunden und 2000 Theoriestunden in der Schule“, erklärt Azubi Matthias Frankenhoff. Jeder Auszubildende ist einer der fünf Pflegestationen der Ambulanten Dienste zugeordnet. „Im Januar eröffnen wir eine sechste und werden dann auch im nächsten Jahr sechs Auszubildende einstellen können“, erklärt Ricarda Jahndorf, Ausbildungsbeauftragte der Ambulanten Dienste.
"Ich möchte Menschen helfen und Gutes tun"
Mit dabei ist auch die erst 16-jährige Sina Meulenberg, die erst im Sommer die Schulbank der Realschule am Stoppenberg in Essen mit dem Realschulabschluss in der Tasche verließ. „Ich habe mich für den Beruf entschieden, weil ich schon meinen Opa pflegen konnte. Er wollte nicht, dass das Fremde machen, also haben wir Familienmitglieder das gemacht. Ich möchte Menschen helfen und Gutes tun. Das habe ich aus dieser Zeit gelernt“, sagt Sina Meulenberg, die ab sofort das Team der Diakoniestation West verstärkt.
Gutes tun und Menschen helfen, das ist die Motivation, die sie alle antreibt, den Beruf des Altenpflegers zu erlernen. „Es ist eine große Herausforderung, andere glücklich zu machen“, sagt Frankenhoff. Dass der bevorstehende Fachkräftemangel und Pflegenotstand wohl auch dazu führt, dass die fünf sich einen sehr sicheren Job ausgesucht haben, sei „zwar ein schöner Nebeneffekt, aber ganz sicher nicht ausschlaggebend“, fügt sein Kollege Steffen Holz an, der die Begeisterung für den Beruf durch einen Mini-Job als Altenpflege-Hilfskraft fand.
Die fünf Diakonie-Auszubildenden dürfen sich – sofern sie sich gut anstellen – auch über eine sichere Anstellung freuen. „Wir bilden nur für uns und nicht über Bedarf aus. Das Projekt ist auf Nachhaltigkeit angelegt, so dass wir alle, die wir ausbilden, auch versuchen werden zu übernehmen“, erklärt Ricarda Jahndorf.
Altenpfleger gesucht
Altenpfleger werden landauf landab dringend benötigt, denn der demografische Wandel bringt die alternde Bevölkerung mit sich und damit auch viele pflegebedürftige Menschen. Waren 2007 in Gelsenkirchen noch 4213 Menschen auf stationäre oder ambulante Hilfe angewiesen, waren es 2009 schon 4342. Hinzu kommen 3818 Pflegegeldempfänger in 2007. In 2009 waren das schon 4316. Und die Zahlen werden schnell weiter steigen.
Grund genug für die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi), auf Missstände hinzuweisen. „Ein Altenpfleger verdient zwischen 2060 und 2801 Euro brutto. Ein Altenpflegehelfer sogar nur zwischen 1762 und 2311 Euro. Das ist entschieden zu wenig. Es handelt sich um Fachkräfte und die müssen auch wie Facharbeiter bezahlt werden“, sagt der Landespressesprecher von Verdi, Günter Isemeyer.