Gelsenkirchen. . Lediglich 2,9 Prozent des Erziehungspersonals ist männlich (bundesweit sind es sogar nur 2,4 Prozent). Das möchte Gelsenkirchen ändern und hat deshalb den Startschuss für die Aktion „Kitas brauchen Männer“ abgegeben.
Wann ist der Mann ein Mann? – Zum Beispiel, wenn er Kinder erzieht. Und das geht nicht nur als Vater, sondern auch als Erzieher von Berufswegen. Davon gibt es in Gelsenkirchen in den städtischen Kitas jedoch nur 18. Lediglich 2,9 Prozent des Erziehungspersonals ist männlich (bundesweit sind es sogar nur 2,4 Prozent). Das möchte die Stadt ändern und hat deshalb am Mittwoch den Startschuss für die Aktion „Kitas brauchen Männer“ abgegeben.
Die Ziele sind ambitioniert: in drei Jahren – so lange dauert das Projekt – soll erstens die Zahl der männlichen Erzieher auf 60 anwachsen. Zweitens sollen Väter und Großväter mehr in das Kita-Geschehen eingebunden werden. Und drittens soll das Interesse an Erziehung bei jungen Männern grundsätzlich geweckt werden, formulierte Alfons Wissmann, Leiter des Referats Erziehung und Bildung beim Auftakt von „Kitas brauchen Männer" in der Städtischen Tageseinrichtung für Kinder und Familienzentrum an der Hugostraße in Buer.
Ingenieur für Sandburgenbauer
Man wolle „aktiv auf Mitarbeitersuche gehen“ für einen „Beruf mit Perspektive“, sagte Oberbürgermeister Frank Baranowski bei der Vorstellung der fünf Pate stehenden Erzieher. Auf Plakaten werden sie als Ingenieur für Sandburgenbauer, als Schiedsrichter für Ringer und Raufer, als Popstar für Minis und Maxis, als Fitness-Trainer für Kletterwandkraxler und als Kreativ-Coach für Fingerfarbenkünstler vorgestellt. Der Untertitel: „Eine Pionierleistung“. Ganz bewusst spielt die Kampagne mit typisch männlichen Berufsbildern und kombiniert sie mit den Fotos von Christian Bies (32, Kita Bochumer Straße), Manuel Keppke (25, Rotthauser Markt), Sascha Watzl (24, Braukämper Straße), Moritz Jakobs (29, Haydnstraße) und Luis Pablo Varas Arevalo (41, Hugostraße).
Was können Männer denn leisten, das Frauen nicht leisten können? Luis Pablo Varas Arevalo bemerkt lediglich bei Familien mit Migrationshintergrund einen Unterschied im Denken: „Wir sind für sie die ,Lehrer’ und haben deshalb eine höhere Akzeptanz.“ Seine Aufgabe, so Arevalo, sei es, herauszustellen, dass es gar keinen Unterschied gebe. „Es ist wichtig, unsere Lobby zu verändern. Das Projekt ist eine Chance, das Berufsbild zu aktualisieren“, sagt der Erzieher.
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Auch Kita-Mann Manuel Heppke macht keine unmittelbaren Unterschiede aus. Aber: „Raufen, Fußball, Burg aufbauen – da bin ich eher gefragt als meine Kolleginnen“, sagt der Erzieher und fügt hinzu: „Bei Jungs und Mädchen.“ Manuel Heppke hatte zunächst eine Ausbildung zum Hotelfachmann begonnen, jedoch nach fünf Monaten abgebrochen. „Jetzt mache ich das, was ich machen will“, sagt er.
Und was gefällt den Kindern in der Kita Hugostraße besonders gut an ihrem Erzieher? Arie (4) fällt etwas ein: „Er hat mir mal ein Flugzeug gebaut.“ Ein Fall für einen Ingenieur...