Gelsenkirchen. .
Ein offenbar Pädophiler soll über Facebook-Profile Kontakt zu Kindern suchen. Einer DFB-Eliteschule in Gelsenkirchen sind acht Fälle bekannt. Der Unbekannte belästigte als angeblicher Talent-Scout auch Nachwuchs-Fußballer des FC Schalke 04.
An der Gesamtschule Berger Feld und in Gelsenkirchener Sportvereinen herrscht Alarmstufe Rot, seit dort vor drei Tagen bekannt wurde, dass ein Unbekannter sich über das soziale Online-Netzwerk Facebook an 10- bis 14-jährige Schüler heranmacht.
Acht Fälle sind im Berger Feld bislang bekannt. Dabei gibt der Unbekannte sich als Talent-Scout aus und stellt den Kindern in Aussicht, ihre Fußball-Karriere zu fördern. Die kontaktierten Schüler besuchen die unteren Jahrgänge der speziell geförderten Sportklassen der DFB-Eliteschule in Gelsenkirchen-Erle. Als Gegenleistung dafür verlangte der vermeintliche Scout intime Details, nachdem er es geschafft hatte, ein vertrauliches Verhältnis aufzubauen.
Von den Karriereplänen zur Schambehaarung
„Er stellte zunächst Fragen nach sportlichen Fähigkeiten und Karriere-Plänen“, schildert Gesamtschulleiter Georg Altenkamp das Vorgehen. „Dann fragte er die Schüler nach Computer-Vorlieben und bot an, Spiele zu tauschen. Im dritten Abschnitt wurde es dann persönlich und intim.“ So soll er Fragen nach Unterwäsche und Schambehaarung gestellt haben. An diesem Punkt jedoch wurde es den meisten Schülern – vornehmlich Jungen – zu bunt: Sie blockierten den Kontakt oder löschten sogar ihr Facebook-Profil ganz – teilweise von sich aus, teilweise initiiert durch die Eltern, denen sich zunächst fünf der acht Kinder anvertrauten. Die Eltern wiederum wendeten sich an die Schule. „Wir mussten die Eltern davon überzeugen, zur Polizei zu gehen“, so Altenkamp, der bewusst die Öffentlichkeit sucht und eine „konstruktive Kontrolle“ seitens der Erziehungsberechtigten fordert. An der Schule gebe es bereits Veranstaltungen, in denen über Wohl und Wehe des Internets informiert wird.
Der Unbekannte soll über zwei Facebook-Pseudonyme Kontakt aufgenommen haben. Die beiden Profil-Fotos zeigen einen Jungen und ein Mädchen zwischen 13 und 16 Jahren. Ansonsten sind die Profile für Nicht-Freunde gesperrt. „Ob es konkrete Übergriffe gab, vermag ich nicht einzuschätzen“, sagt der Schulleiter. „Es handelt sich offensichtlich um einen Täter, der deutschlandweit aktiv ist und über Facebook mit 300 Personen befreundet ist.“
Laut Polizei Gelsenkirchen und Schalke 04 (ein Teil der belästigten Schüler spielt dort) führt die Spur nach Hannover, so Altenkamp. Die Ermittlungen sollen sich schwierig gestalten, da die Server in den USA stehen.
Auch Fußball- und Leichathletikverband warnt
Bei der Polizei Gelsenkirchen hält man sich bedeckt. „Es gibt einen ersten Verdachtsfall. Dem geht man natürlich nach“, so Polizei-Sprecher Guido Hesse. Von der Polizei Hannover blieb bis Redaktionsschluss eine Reaktion auf die Anfrage der WAZ aus.
Auch der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen warnt in einem Schreiben: „Pädophiler sucht Kontakt zu Kindern“. Weiter heißt es darin, dass „vermehrt Annäherungsversuche zu Kindern der Fußballvereine“ festgestellt worden sind. Neben Schalke ist auch vom Erler 08 und vom SV Erle 19 die Rede.