Gelsenkirchen. . Seit zehn Jahren bemüht sich die 50-jährige Katarina Vlatkovic um die deutsche Staatsbürgerschaft. Vergeblich. Seit ihrem achten Lebensjahr lebt die in Belgrad geborene Frau im Ruhrgebiet.

Katarina Vlatkovic kam mit acht Jahren nach Deutschland. Ihre Mutter heiratete in Oberhausen ihren hier lebenden Lebensgefährten; Tochter Katarina lebte sich schnell ein, lernte fließend Deutsch und zog als Erwachsene nach Gelsenkirchen. Immer noch jugoslawische Staatsbürgerin, ließ die heute 50-Jährige Mutter eines Sohnes ihren Pass regelmäßig beim jugoslawischen Konsulat in Düsseldorf verlängern – bis Anfang 2001 ...

Beim Referat Bürgerservice hatte sie bereits einen Antrag auf Einbürgerung gestellt und auch die schriftliche Zusicherung erhalten, dass diesem „ohne Bedenken und Einwände“ zugestimmt werde. Gekoppelt war die Zusicherung an die Auflage, die jugoslawische Staatsangehörigkeit offiziell aufzugeben. Bis Februar ’03 sollte dies geschehen sein. Soweit die Vorgeschichte.

Brief an die Bezirksregierung

2500 DM sollte die „Entlassung“ aus der Staatsbürgerschaft kosten. Katarina Vlatkovic begann zu sparen. Ende 2001 vereitelte zunächst ein Unfall mit anschließendem langen Krankenhausaufenthalt und Reha-Maßnahme ihre Bemühungen. Ein Jahr verstrich, bis sie wieder nach Düsseldorf fahren konnte.

Dort herrschte Chaos, die Anmeldelisten für ihren Besuchertag waren verschwunden, nichts ging mehr. Die verängstigte Frau schrieb einen Brief an die Bezirksregierung in Münster mit der Bitte um Hilfe. Gleichzeitig erhielt sie beim Bürgerservice einen Ersatzausweis. Heute, zehn Jahre nach dem Antrag auf Einbürgerung, hat die 50-Jährige das inzwischen dritte und wohl auch letzte Ersatzpapier.

Alle Bemühungen scheiterten

Irgendwann nahm sie allen Mut zusammen und wandte sich an den für Ückendorf zuständigen SPD-Stadtverordneten Udo Brückner, der sich auch prompt der Sache annahm. Der ein Gespräch bei der Verwaltung organisierte und den Fall thematisierte, der beharrlich am Ball blieb, bis er einen Termin beim Generalkonsul für Serbien und Montenegro vereinbart hatte und mit der Gelsenkirchenerin dort hin fuhr. Um es abzukürzen: Alle Bemühungen scheiterten. Die in Belgrad geborene Katarina Vlatkovic lebt weiter zwischen den Welten. „Die Einbürgerung ist gescheitert, weil ich keinen gültigen Pass hatte“, konstatiert sie.

Bald platzt der Kragen

Und inzwischen kommt dazu, dass ihr die Leistungen nach SGB II und ihr Status „nicht Vollzeitbeschäftigte“ zum Verhängnis zu werden droht. Zwar hat die Frau, die an der Bergmannstraße wohnt, immer wieder zusätzlich zu Hartz IV mit Teilzeitbeschäftigungen ihre finanzielle Situation aufgebessert, doch das reicht offensichtlich nicht. „Seit 2007 hat sie keinen Nachweis über die Bemühungen einer Arbeitsaufnahme beibringen können“, nannte Stadtsprecher Martin Schulmann, der auf Anfrage der WAZ beim Bürgerservice nachforschte, einen Grund.

„Die wissen, dass ich arbeite und auch, dass ich regelmäßig beim Arbeitsamt bin“, sagt Katarina Vlatkovic, die längst völlig entnervt ist. Udo Brückner platzt bald der Kragen.

Der SPD-Politiker meint: „Es ist mir absolut unverständlich, dass jemand, der seit über 40 Jahren in Deutschland lebt und das Begehren hat, deutscher Staatsbürger zu werden, so minimal von der Verwaltung, dem Referat Bürgerservice unterstützt wird. Bürgerfreundlichkeit sieht anders aus.“