Gelsenkirchen. .

Sowas hat es in der Geschichte der Wertpapier-Börsen noch nicht gegeben. Innerhalb von zehn Tagen verlor der Deutsche Aktienindex (DAX) rund 25 Prozent. Am Dienstagmorgen waren es erneut sieben Prozentpunkte, die der Leitindex einbüßte, im Tagesverlauf ging es dann wieder ein Stückchen nach oben.

Die Anleger in Gelsenkirchen kann das aber lange nicht so sehr schocken, wie den Rest der deutschen Börsianer. „Man muss eindeutig sagen, dass die Anleger in Gelsenkirchen sehr besonnen und sehr ruhig auf die aktuelle Lage reagieren. Panik ist niemals ein guter Berater und panische Verkäufe können wir derzeit nicht feststellen“, sagt Claus Cordt, Bereichsdirektor bei der Sparkasse und zuständig für die Wertpapiergeschäfte.

"Ich glaube, dass die Anleger gelernt haben"

Gleiches weiß auch Dr. Peter Bottermann, Sprecher des Vorstandes der Volksbank Ruhr-Mitte, zu berichten: „Unsere Anleger verkaufen derzeit nicht in fallende Kurse hinein.“ Trotzdem habe er eine große Unsicherheit ausgemacht. Die gab es auch schon 2008. Damals zwang die Finanzkrise die Märkte auf der ganzen Welt in die Knie. „Ich glaube, dass die Anleger daraus gelernt haben. Danach ging es wieder bergauf. Das erwarten sie auch jetzt und verkaufen daher nicht“, so Cordt.

„Richtigerweise“, wie Bottermann findet. „Die Märkte werden sich erholen, denn die Rahmenbedingungen bleiben gut. Die deutsche Wirtschaft hat weiterhin Wachstumspotenzial, auch wenn die Möglichkeiten für Exporte nun etwas begrenzt werden“, erklärt der Volksbank-Vorstand. Ruhe bewahren sei da das erste Gebot, erklärt Sparkassen-Bereichsdirektor Cordt. „Die aktuelle Unruhe kommt auch in die Märkte, weil man dort der Meinung ist, dass sich die Politiker nicht ausreichend klar äußern. Zudem befinden sich die Parlamente in den Sommerpausen.“

Zwar reagieren die Anleger in Gelsenkirchen noch sehr gelassen auf die allgegenwärtige Schuldenkrise, trotzdem bedeutet die aktuelle Berg- und Talfahrt an den Wertpapierbörsen für die Mitarbeiter der Volksbanken und Sparkassen mehr Arbeit.

Keine Hoffnung auf Entspannung

„Es ist nicht so, dass wir einen besonderen Druck verspüren, aber natürlich sind mehr An- und Nachfragen zu bearbeiten als sonst“, so Cordt. Sowohl bei der Sparkasse als auch bei der Volksbank reagierte man aber auch aktiv auf die Turbulenzen. „Natürlich rufen wir von uns aus Kunden an und sprechen mit ihnen über die derzeitige Situation, um erst gar keine Panik entstehen zu lassen und Einschätzungen auszutauschen“, so Bottermann.

Allerdings macht der Volksbank-Vorstand den Anlegern auch nicht die Hoffnung, dass sich die Lage schnell entspannen könnte. „Ich bin der Meinung, dass die Krise noch nicht überwunden ist und das kann unter Umständen auch noch Wochen dauern.“ Passieren könne in der derzeitigen Lage alles, sowohl ein schneller Kursgewinn als auch ein weiterer Verlust. Eine Prognose erscheint schwierig. „Die Erfahrung zeigt uns aber, dass sich die Lage wieder entspannt. Eine Bereinigung der Märkte war – wenn auch nicht in dieser Geschwindigkeit – abzusehen“, erklärt Cordt.

Die Situation sei zwar angespannt, den Kauf von Aktien von Borussia Dortmund empfiehlt Bottermann aber nicht. „So schlimm ist die Lage noch nicht“, scherzt der Volksbank-Vorstand und bekennende Anhänger der Königsblauen.