Gelsenkirchen.
Es war eine besondere Truppe, die am Samstagmorgen ins Musiktheater kam: 34 Schüler und Begleiter – die Hälfte von ihnen aus China.
Spontane Souveränität bewies dabei Oberbürgermeister Frank Baranowski. Kurzerhand wechselte er ins Englische und lieferte statt einer pauschalen Begrüßungsrede den jugendlichen Besuchern aus China eine locker erzählte Einführung in die Geschichte und Bedeutung des Musiktheaters. Anlass für diesen Besuch war ein Jugendaustauschprogramm, das von der Bundesregierung gefördert und von der Akademie Biggesee organisiert wird. „Es besteht eine Kooperation zwischen dem privaten, katholischen Rivinius-Gymnasium Attendorn und einer ebenfalls privaten Sprachschule Qingdao, China. Es ist also keine staatliche Schule, was diesen Austausch überhaupt möglich macht“, so Bernd Neufurth von der Akademie.
20 chinesische Jugendliche waren gemeinsam mit ihrem Lehrer Ma shan für zehn Tage nach Deutschland gekommen. Warum ihr Weg sie ausgerechnet nach Gelsenkirchen führte? Dies ist Ursula Kröger (70) zu verdanken. Sie besucht seit einiger Zeit Akademie-Seminare mit ihrem Mann und wurde auf das Austauschprogramm aufmerksam.
Eintopfessen inklusive
Bereits im letzten Jahr lud sie die Jugendlichen zu einem Besuch nach Gelsenkirchen ein. „Es war mir wichtig, dass die Jugendlichen auch zu uns in den Pott kommen“, sagt sie, „hier sehen sie die Veränderungen und Entwicklungen des Industriegebiets sehr deutlich. Bei ihnen ist das ja ähnlich.“
Deshalb führte die anschließende Stadtrundfahrt die Besucher nicht etwa in den Zoo, sondern zum Wissenschaftspark und zur Solarsiedlung Bismarck. Aber natürlich sollten sie auch an der Arena vorbei kommen – dem „livingroom in blue and white“ wie sie der OB betitelte.
Abschließend lud Ursula Kröger die Truppe noch zum Eintopfessen zu sich nach Hause ein – „ganz klassisch eben“. „Wir sind sehr dankbar, dass wir hier sein dürfen. Meine Schüler konnten sich vor ihrem Besuch in Deutschland kein Rathaus vorstellen, das nicht von Polizei und Wachleuten umstellt ist“, erzählt Lehrer Ma shan. Doch auch, wenn die Jugendlichen noch etwas müde wirkten, das MiR hinterließ Eindruck. Als Neufurth ein Mädchen fragte, ob es ihr gefalle, sagte sie nur schnell „Ja“ und beeilte sich, um nicht den Anschluss an die Führung zu verlieren, der sie aufmerksam lauschte. Sie selbst ist Sängerin, klar, dass ihr das MiR gefällt. Vielleicht kommt sie ja irgendwann wieder. Es kann ja kein Zufall sein, dass ihr Familienname Song ist.