Gelsenkirchen. .

Unheimlich gut drauf waren die Fans der Band Unheilig, die im Gelsenkirchener Nordsternpark an Land ging. 12 000 kamen an zwei Konzerttagen in das ausverkaufte Amphitheater.

„Heimreise – auf dem Weg zum Heimathafen“ heißt die Freiluft-Tournee der Erfolgsband Unheilig. Zum umjubelten Auftakt der Tour haben die Deutsch-Rocker am Wochenende in Gelsenkirchen festgemacht. An zwei Konzerttagen kamen 12 000 Fans in das restlos ausverkaufte Amphitheater auf dem Gelände des Nordsternparks.

Wie Mephisto aus der Unterwelt steht „Der Graf“ auf der Bühne und lässt sich am Ufer des Rhein-Herne-Kanals in künstlichen Nebel hüllen. Seine Wurzeln will der Mann, dessen bürgerlicher Name und sein wahres Alter im Verborgenen liegen, keineswegs leugnen. Die Zeit der schwarz lackierten Fingernägel und der Vampir-Kontaktlinsen ist aber spätestens nach dem Siegeszug der Single „Geboren um zu leben“ und dem erfolgreichsten deutschen Album aller Zeiten („Große Freiheit“) Geschichte.

Protestkultur für alle

Die Band feiert mit der Tour „Heimreise“ ihr 10-jähriges Bestehen. Beim Blick auf das Publikum ist aber schnell klar, dass sich die Gothic- und Wave-Szene, aus der Unheilig einst erwuchs, längst abgewendet hat. „Carmen Nebel statt Totengräberstimmung“ lautet die Devise heute. Die Band ist omnipräsent: Daily-Soaps, TV-Werbung und Unterhaltungsshows sind die neue Heimat, die Konzerte seit zwei Jahren regelmäßig ausverkauft.

Unheilig im Amphitheater

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Umgekehrt gesagt: Des einen Leid, des anderen Freud. Denn der Enthusiasmus, der am Wochenende in Gelsenkirchen herrschte, sucht seinesgleichen. Bereits nach fünf Liedern beste Fußballstimmung in der „kleinen Arena“, Alter oder Geschlecht spielen keine Rolle: Frauen jenseits der 60 setzen sich auf Kommando auf den Boden und springen wieder auf, baumhohe Männer singen textsicher jede noch so schnulzige Ballade mit. Bemerkenswert: Für Kinder unter 10 Jahren ist der Eintritt frei.

Mit im Gepäck bei ihrem inklusive diverser Zugaben über zweistündigen Konzert hatten Unheilig zwei Lieder ihres neuen Albums „Lichter der Stadt“, das Ende Oktober erscheint. Bei der Ballade „Ein guter Weg“ und der rammsteinigen Nummer „Brenne auf“ hingen die Fans gespannt an den Lippen von Frontmann „Der Graf“. Ohnehin ist Unheilig eine One-Man-Show. Am Fan-Stand gab es sogar eine Stoffpuppe des Mannes mit dem markanten Kinnbart zu kaufen. Diesen Artikel dürfte die Dame, die dem „Grafen“ am Samstag ihre Jacke zum Schweißabtupfen auf die Bühne warf, sicherlich bereits ihr Eigen nennen. Waschen will sie die Jacke jedenfalls nie wieder. Der Seemann hat halt in jedem Hafen seine Braut.