Gelsenkirchen. . Rund 20.000 Gäste zog es am Osterwochenende auf die Wiesen des Nienhauser Parks. Dort entführte das Mittelalterliche Phantasie Spectaculum die Menschen in die Vergangenheit - die Zeit der Ritter, Hofdamen, Gaukler und Narren.
Auf den Wiesen des Nienhauser Parks in der Feldmark entführte das Mittelalterliche Phantasie Spectaculum (MPS) die Menschen zu Ostern in die Welt der Narren, Gaukler, Ritter, Hofdamen und Bettler – auf rund 20.000 Gäste bezifferte der Veranstalter die Besucherzahl.
Wer nach schrägen Figuren suchte, musste nicht lange Ausschau halten. Wenn man nicht in ein Gespräch mit dem „hässlichen Hans“ verwickelt wurde, musste man aufpassen, dass sich nicht von hinten ein grünes, staksiges Fantasiewesen anschlich oder man plötzlich einen Eimer Wasser als Abkühlung über den Kopf geschüttet bekam. „Kühles Wasser, frisch aufs Haupt“, riefen die drei Jungs mit dem Wasserwagen. „Wir wurden schon öfter fürs MPS gebucht – je nach Lage bieten wir den Leuten was“, erklärte Anatoly. Bei dem wunderbaren Wetter war ihr Angebot ein voller Erfolg.
Liebe zum historischen Detail
Auch wenn sich das Festival als nicht authentisch, sondern fantastisch definiert, merkte man vielen Besuchern und Mitwirkenden ihre Liebe zum historischen Detail ein. Etwa der Gelsenkirchener Gruppe um Herzog Andreas von Arleante, seines Zeichens Burgherr über die Falkensteig. Mit seinem Gefolge hatte er für fünf Tage sein Heerlager aufgeschlagen. Stilecht ohne Strom, Gaskocher oder andere moderne Hilfsmitteln. „Ich mache sogar meinen Hefeteig selbst“, sagte die Herzogin.
Sie heißt im „echten Leben“ Nathalie, er Benjamin, ist 30 Jahre alt und arbeitet in der freien evangelischen Gemeinde Gelsenkirchen. Jetzt aber schlüpften sie mit Freunden in mittelalterliche Rollen. Ihr Domizil war ein Pfadfinderzelt. „Es ist historisch belegt, dass die schon damals von Nomaden benutzt wurden“, erklärte Benjamin.
Während diese Gruppe versuchte, so realistisch wie möglich zu leben, sahen andere es da nicht so eng. Immer wieder entdeckte man zwischen den Marktständen und Bogenschießplätzen Mägde, Knappen oder Ritter mit Handys, Digitalkameras oder einer Flasche Cola – damals wären sie für so einen Zauberkram wohl auf dem Scheiterhaufen geendet.
"Die Vielschichtigkeit ist das Besondere"
Fasziniert von dem Zauber des Mittelalters ist auch Familie Troschinski aus dem Sauerland. Im beige-roten Partnerlook besuchten Mutter Sabine (43), Vater Ralf (47) und die achtjährige Tochter Viktoria das Festival – und das nicht zum ersten Mal. „Die Vielschichtigkeit ist hier das Besondere“, sagt Sabine Troschinski, „dadurch, dass die Authentizität nicht im Vordergrund steht, macht jeder, was ihm gefällt und das ist das Tolle.“ Was dem Nachwuchs besonders gefällt? Die Ritterspiele. Auch der Papa hat sich längst von seiner Frau anstecken lassen. „Klar habe ich früher gerne Ritterfilme geguckt. Aber wenn man erst mal anfängt, solche Events zu besuchen, wächst eine ganz andere Begeisterung“, sagte er.
Den stattlichen Eintrittspreis von bis zu 18 Euro für ein Tagesticket für Erwachsene sieht die Familie gerechtfertigt. „Allein für Bands wie Saltatio Mortis und die zusätzlichen Ritterspiele lohnt sich das Geld“, sagte Sabine Troschinski. Woanders zahle man wesentlich mehr.
Spektakulär ist ein starkes Wort. Dennoch ist am Ende des Wochenendes klar – das Spectaculum hat seinem Namen alle Ehre gemacht.