Gelsenkirchen. . Bei Alzheimer denken viele an die Oma, die im Alter immer zerstreuter wird. Dabei kann das Problem schon viel eher auftreten - nicht selten bereits mit 50 Jahren. In Gelsenkirchen gibt es nun eine Selbsthilfegruppe für Betroffene und Angehörige.

Der Mann von Ulrike Bertsch (47) war erst 49, als vor einem Jahr bei ihm das Korsakow-Syndrom festgestellt wurde - eine Form von Alzheimer. Schon vorher hatte er sich auffällig verhalten, war aggressiv und vor allem vergesslich gewesen. Ab dem heutigen Donnerstag leitet Ulrike Bertsch eine Selbsthilfegruppe für jung an Alzheimer Erkrankte im Bruder-Jordan-Haus in Buer.

„Viele denken, dass man Alzheimer mit 80 kriegt; wenn Oma tüddelig wird“, sagt Astrid Kaiser (42), Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Gelsenkirchen/proDem. Die neue Selbsthilfegruppe richtet sich an Partner und Angehörige von Personen, die schon vor dem 65. Lebensjahr erkranken. Das erste Treffen findet heute von 18 bis 19.30 Uhr an der Pfefferackerstraße 67 statt. Die Erkrankten selber können mitkommen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. In Zukunft finden die Treffen jeden dritten Donnerstag im Monat von 18.30 bis 20 Uhr im Bruder-Jordan-Haus statt.

Angehörigen das Gefühl nehmen, alleine mit den Problemen zu sein

Auch der Mann von Gabriele Gottwald (52) ist mit 59 Jahren an Demenz erkrankt - Diagnose: Alzheimer. „Er vergisst Schlüssel, weiß plötzlich nicht mehr, wie er ein Schnitzel brät, sitzt einfach nur rum, guckt ins Leere, lacht nicht mehr über Witze“, sagt die Ehefrau unter Tränen. Herausgekommen war alles nach einem Streit. Der Berufskraftfahrer nahm sich Krankenscheine, wollte seiner Frau aber nicht sagen, warum. Er versteckte sich, weil er sich seinem Job nicht mehr gewachsen sah.

Es sei eine „grausame Vorstellung“, mit 50 Jahren in ein Pflegeheim zu müssen, sagt Astrid Kaiser. Sie hat schon mehrere Anfragen diesbezüglich erhalten. So wandte sich etwa die Schwester einer 47-jährigen Alzheimerpatientin an die Vorsitzende der Gesellschaft. Bei den Treffen soll den Angehörigen das Gefühl genommen werden, alleine mit diesen Problemen zu sein. In Form von Gesprächskreisen und Beratung wird ihnen geholfen. Vorabinformationen geben Astrid Kaiser unter 5 78 74 und Ulrike Bertsch unter 37 04 08.