Gladbeck. .

Sie bringen Höchstleistungen, jeden Tag, rund um die Uhr. Angehörige dementiell erkrankter Menschen fühlen sich häufig völlig überfordert. Ihnen macht die Caritas, finanziell unterstützt von der Barmer, jetzt ein neues Angebot: In einem Gesprächskreis können sie sich austauschen, während ihre Angehörigen professionell betreut werden.

„80 Prozent aller Menschen, die demente Angehörige pflegen, befinden sich in psychiatrischer Behandlung“, weiß Gabriele Holtkamp-Buchholz, beim Caritasverband zuständig für Seniorenbetreuung und Öffentlichkeitsarbeit. „Die psychische Belastung ist immens, die Gefahr, in Depressionen zu verfallen, riesig.“ Demenz gilt immer noch als Tabuthema, über das man nicht offen spricht – auch, weil die meisten Außenstehenden die Problematik nicht erfassen können. Die Folge: Angehörige fühlen sich allein gelassen, leben häufig isoliert. Vielen fehlen zudem Informationen über Hilfsmöglichkeiten.

Über beides, die psychischen Qualen und die praktischen Fragen, können sich Angehörige jetzt in dem neuen Gesprächskreis austauschen. Wie sehr ihnen das Treffen mit Leidensgenossen hilft, beobachtet Marie Schulte im Walde schon seit einem Jahr. Die Diplom-Sozialpädagogin leitet bereits einen Gesprächskreis, der aber nicht so recht funktioniert, weil manche Teilnehmer ihre betroffenen Angehörigen mitbringen müssen, die sie nicht allein zu Hause lassen können. Marie Schulte im Walde: „Im Beisein der Betroffenen sind offene Gespräche nicht möglich.“ Deshalb kümmert sich jetzt Anette Labrenz für die Dauer der Gespräche um die Kranken. Dank der finanziellen Unterstützung der Barmer ist das Angebot kostenlos. Teilnehmen kann natürlich jeder. „Wir sehen das als gesellschaftliche Aufgabe“, betont Bezirksgeschäftsführer Benjamin Pützer, der auch nicht verhehlt, dass die Krankenkasse ihr finanzielles Engagement als Prävention versteht: „Überforderte Angehörige werden Langzeitkranke mit den entsprechenden Kosten.“ Im Austausch erleben pflegende Angehörige oft zum ersten Mal, dass sie nicht allein dastehen mit ihren Problemen. Gleichzeitig erhalten sie medizinisches Grundwissen über Demenz und erfahren sie jede Menge über praktische Hilfen – von der stundenweisen Betreuung zu Hause bis zu betreutem Urlaub.