Gelsenkirchen. .

Straßen.NRW feiert 2011 seinen zehnten Geburtstag. Ein JUbiläum, zu dem es aber nicht nur Glückwünsche gibt, sondern auch Misstöne. Denn mit weniger Personal müssen immer mehr Baustellen bearbeitet werden.

Wieder mal geht’s keinen Zentimeter vorwärts. Stillstand auf der A 40. Stau an der Baustelle. „Darüber erhalten wir die meisten Beschwerden“, sagt Jörg Hinkel mit einem Lächeln. Doch der Ingenieur beim Baustellenmanagement des Landesbetriebs Straßen.NRW bekommt auch manchmal Lob. „Wenn man trotz Baustellen gut durchkommt, zum Beispiel.“ In diesem Jahr gibt es sogar Glückwünsche. Straßen.NRW feiert seinen zehnten Geburtstag. 2001 fusionierten die Verwaltungen der Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe zum neuen Betrieb. 2011 wird monatlich zu einem Fest in die Regionalniederlassungen geladen. Mittwoch zum Hauptsitz nach Gelsenkirchen, im Juli zur Außenstelle Niederrhein.

Doch unter die Gratulationen mischen sich auch Misstöne. Vor wenigen Tagen erst verkündete der Klever Bürgermeister Theo Brauer, dass die wichtige Ortstangente Kellen erst 2017 gebaut werden kann – statt wie geplant im Jahr 2014. Der Grund: Personalmangel bei der Außenstelle von Straßen.NRW in Wesel.

In Wesel betreuen drei Mitarbeiter 100 Projekte

„Jährlich werden 1,5 Prozent Personal abgebaut“, be­stätigt Wilhelm Höfner, kommissarischer Leiter der Niederlassung Niederrhein in Wesel. „Deshalb kann es manchmal Engpässe geben und Planungen können sich verzögern.“ Derzeit sind in Wesel drei Mitarbeiter mit rund 100 Projekten von Fahrradwegen bis hin zur Großbaustelle an der B58 im Kreis Wesel beschäftigt. „Jeder be­treut sechs bis sieben Großmaßnahmen“, sagt Höfner, „wenn es dann bei einer zu Problemen kommt, werden andere aufgeschoben.“ Wenn die Außenstelle Wesel mittelfristig nach Mönchengladbach umzieht, wird sich die Situation kaum verbessern.

2001 hatte Straßen.NRW noch 7075 Mitarbeiter, im vergangenen Jahr waren es nur noch knapp 6000. Mit weniger Personal wurde dafür immer mehr Geld verbaut: 2002 noch 679 Millionen Euro, 2009 bereits 1,018 Milliarden Euro.

Was mit dem Geld auf insgesamt knapp 20 000 Kilometern Straße geschieht, zeigte der Landesbetrieb am Mittwoch in Gelsenkirchen. Da stellten sich die Service-Teams vor, die täglich die Toiletten an Parkplätzen säubern und den Kampf gegen Graffiti, Schmutzfinken und zerstörte Klos aufgenommen haben.

Von der Toilette zum Tunnel: Insgesamt 40 Stück betreuen die Ingenieure des Landesbetriebs landesweit – „NRW ist Tunnelland“, sagt Uwe Köstermann vom zuständigen Kompetenzzentrum. Vor allem rund um Düsseldorf: Dort gibt’s die meisten Unterführungen. Deutschlandweit liegt NRW mit der Zahl seiner Tunnels auf Rang vier.

Eine Autobrücke zieht um

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    Auch der Umweltschutz kommt im Betrieb nicht zu kurz. Jährlich werden 500 000 Gehölze eingepflanzt, erklärt Landespfleger Frithjof Wagner: „Das macht uns zum größten Gärtner in NRW.“ Die Landschaftsarchitekten und -pfleger werden in jede Baumaßnahme eingebunden. „Früher ging es vor allem um Amphibienschutz, inzwischen kümmern wir uns um Ausgleichspflanzungen und sogar Überflughilfen für Fledermäuse“, berichtet Wagner. Straßenbau ist grün geworden, nicht nur im Mittelstreifen.

    Meist ein Störfaktor

    Und dann sind da eben noch die Baumaßnahmen: 15 000 Tages- und rund 200 Dauerbaustellen betreut das Baustellenmanagement. „Wir werden oft als Störfaktor wahrgenommen“, sagt Jörg Hinkel, „aber kaum einer hinterfragt, warum eine Baustelle nötig ist.“ So seien in NRW ein Fünftel aller deutschen Autos zugelassen. „Es gibt zu viel Verkehr“, betont Hinkel. Und weil die Straßen immer mehr belastet werden, müssen sie auch häufiger saniert werden. „Autofahrer müssen umdenken“, fordert Hinkel, „es muss ja nicht jeder Weg gefahren werden.“ Auf der A 40 seien täglich knapp 120 000 Autos unterwegs. „Selbst ohne Baustelle ist das zu viel“. Deshalb geht oft nichts mehr.