In den Gelsenkirchener Freibädern tragen nur ältere Badegäste und Sportschwimmer Badehosen. Die Jugend trägt Shorts
Justin ist für alle Fälle gerüstet. Er trägt seine Bademode doppelt gemoppelt. Unter den angesagten Shorts lugt der Rand einer zweiten Badehose hervor. Wie bei der normalen Kleidung: Auch das Darunter zählt.
Justin würde wohl sagen, dass er das wegen des individuellen Stils macht. Seine Mutter kennt eine andere Begründung: „Falls mal jemand an der Hose zieht.” Dann steht Justin nicht ganz im Freien.
Mancherorts, wie im niederrheinischen Rees, sind die XXL-Badehosen in die Diskussion geraten (die WAZ berichtete). Im dortigen Freibad sind Shorts verboten – unhygienisch sollen sie sein. Denn nicht nur am Pool, auch auf der Straße liegen die bunten Buxen voll im Trend. Mancher soll sogar die Unterhose darunter anbehalten, wenn er den Sprung ins Wasser wagt.
Von einem Verbot will man in den Gelsenkirchener Bädern nichts wissen. „Aber wir achten natürlich auch auf die Hygiene”, sagt Frank Hansch, Betreibsleiter Wasser im Sport-Paradies. Straßenkleidung ist im Wasser verboten. „Badeübliche Bekleidung” nennt man, was erlaubt ist. Allerdings: „Das ist manchmal sehr schwierig zu unterscheiden”, sagt Hansch.
Wichtiger als die Diskussion um Shorts ist ihm die Frage nach der Sicherheit. Zwar selten, aber doch ab und zu kämen auch muslimische Frauen zum Schwimmen ins Sport-Paradies, die im Burkini, einem Ganzkörper-Badeanzug, ins Wasser steigen. Dabei sei die Farbe schwarz schon ein ziemliches Sicherheitsrisiko, weil die Schwimmerin für die Aufsichtsperson kaum von den Trennlinien im Wasser zu unterscheiden sei. In hellen Farben allerdings seien Burkinis kein Problem.
Im Revierpark Nienhausen nehmen die Badegäste schon Anstoß daran, wenn Frauen in Leggins und Langarm-Shirt ins Wasser steigen Burkinis sind schwer von Straßenkleidung zu unterscheiden. Und: Straßenkleidung im Wasser – das gibt es nicht. „Das können wir nicht dulden – das ist ein Schwimmbad, keine Waschmaschine”, sagt Schwimmmeister Andreas Schlüter.
„Das ist ätzend, wenn Leute mit voller Montur ins Wasser gehen”, sagt auch Cornelia Kruska. Sie trägt ohnehin Bikini – da kommen keine Zweifel auf. Dass Sohn Justin – wie die meisten anderen Jungs im Freibad – Shorts trägt ist ok. „Wenn er eine Badehose tragen müsste, würde er vielleicht gar nicht mehr ins Freibad gehen”, fürchtet sie. Der 13-Jährige macht ein brummiges Gesicht. „Das sieht ja voll doof aus”, sagt er.
Im Revierpark sind Shorts (mit Bikini-Oberteil oder Trägerhemdchen) auch bei Mädchen angesagt. Schwimmmeister Andreas Schlüter hat eine Vermutung, warum: „Das kaschiert ein bisschen”.