Gelsenkirchen. .
Das Essener Landgericht verurteilte am Mittwoch einen 45-jährigen Mann aus Gelsenkirchen zu dreieinhalb Jahren Haft. Die Freude über das milde Urteil war groß: Der Mann hatte bereits fast 17 Jahre im Gefängnis gesessen.
29 Eintragungen ins Strafregister brachte er am Mittwoch mit in den Prozess vor dem Essener Landgericht. Nach sechs Vorstrafen wegen Drogenhandels, kam die siebte dazu: Weil er innerhalb von zehn Monaten in 67 Einzelfällen mit Rauschgift handelte, verurteilte die VI. Strafkammer ihn zu weiteren dreieinhalb Jahren Haft und folgte damit dem Antrag von Staatsanwalt Peter Koschnick.
Freude über mildes Urteil
Er lacht übers ganze Gesicht und irritiert damit doch etwas die Kammer. Der 45-Jährige freut sich sichtlich über das milde Urteil. Vor allem, weil ihm die Unterbringung zur Drogentherapie erspart bleibt. Denn: „Das möchte ich nicht“, sagt er im Prozess ganz bestimmt. Und: „So weit bin ich noch nicht“, sagt er zu der bei vielen Angeklagten unbeliebten, von der Justiz verordneten Langzeittherapie, die Jahre dauern kann. Psychiater Dr. Sven Kutscher, hält im Fall des 45-Jährigen einen Erfolg dieser Therapie ohnehin für fraglich. Verweigert der Patient doch gleich von Anfang an die Mitarbeit.
Der Angeklagte legt ein Geständnis ab. Zeugen müssen nicht gehört werden. Zögerlich geht es los: „Ich will das nicht abstreiten“, sagt er zur Anklage und „Ich bin selber süchtig.“ -- Pause. „Mal ein bisschen mehr als drei Wörter“, macht Verteidiger Clemens Louis Mut. Dann läuft es. Gewinne habe er nicht groß gemacht, berichtet er. Und das auch nur um seinen Eigenkonsum zu finanzieren. Einkauf für 100 Euro pro fünf Gramm Heroin, Verkauf für 120 oder 130 Euro, so berichtet er. Der 45-Jährige spricht auch über seine Abnehmer, allein in 60 Fällen dieselbe Frau. Aber geht es um den Lieferanten, hüllt er sich in Schweigen.
Angeklagter fährt BMW Cabrio
Im BMW Cabrio fährt er gern durch Gelsenkirchen. Wie passt das, möchte Richterin Wendrich-Rosch wissen. Das sei der Wagen seiner Mutter, erklärt der Angeklagte. Er sei nur geliehen. Falschen Schlüssen möchte Verteidiger Louis zuvorkommen: Die Familie lebe „nicht in Saus und Braus“, betont er, das Auto sei nicht mehr so doll.