Gelsenkirchen. .
Dienstag drohen Schlitterpartien durch Eisregen. Gelsendienste wird nur in Grenzen reagieren können. Bei der Personalbelastung ist der Betrieb am Limit, zudem geht das Salz aus. Montag machte sich das Schneechaos ebenfalls noch deutlich bemerkbar.
Rutschende Autos, schmerzhafte Ausrutscher: Der Winter hat die Stadt im Griff. „Wir sind die Nacht wieder 600 Kilometer gefahren und haben geräumt. Aber die Effekte sind gering. Wir streuen Sole und Salz. Doch das bringt nicht mehr viel. Und Splitt wird von den Autoreifen weggesprengt.“ Uwe Unterseher-Herold, technischer Betriebsleiter der Gelsendienste, und seine Räum-Teams werden von den Schneemassen bis an die Belastungsgrenze gefordert.
Viele Rutschbahnen
Das Salz wird knapp
Dienstag könnte es passieren, dass auch die Streukolonnen aufstecken müssen: „Für nachmittags ist Sprühregen angesagt. Dann kriegen wir eine echt gefährliche Situation“, warnt Unterseher-Herold vor extremer Glätte. „Wir können nur versuchen, die Hauptkreuzungen frei zu halten“, kündigt er an. „Darauf sollten sich alle vorsorglich mit ihrer Planung einstellen.“
Zu Rutschbahnen wurden Straßen schon Montag. Überall standen Lkw quer, oft ging es nicht weiter. Wie nachmittags beim Schichtwechsel in Scholven, als Pkw, Busse und Lkw sich gegenseitig auf der eisglatten Pawicker Straße blockierten. Linien-Busse und Bahnen fuhren oft mit 15 bis 30 Minuten Verspätung. Einzelne Haltestellen konnten zudem nicht angesteuert werden. Angesichts der Wetterlage zeigten „die Fahrgäste großes Verständnis für die Situation“, so Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann.
Heiß ersehnte Lieferung
Gelsendienste konnte Montag nur noch in geringen Dosen streuen. Das Salz ist knapp. 1500 Tonnen hatte der Betrieb vor dem Winter gebunkert, längst wurden weitere 1500 Tonnen geordert. Doch die Lieferungen blieben aus. „Keine Chance, wir kriegen nix“, ärgerte sich Unterseher-Herold noch gegen Mittag. 85 klägliche Tonnen Salz lagen zu dem Zeitpunkt im Depot. „Die würden wir gerne für Dienstag zurückhalten, um damit das Eis abzustreuen.“ Stunden später hatte sich die Situation etwas entspannt. Zwei Salz-Lastzüge hatten den Betriebshof erreicht und die Bestände auf 130 Tonnen aufgefüllt. Unterseher-Herold: „Das verschafft etwas Luft für den Eisregen am Dienstag.“ Wobei die Betonung auf „etwas“ liegt. Schon an einem normalen Wintertag bringen die Streuwagen bis zu 100 Tonnen aus.
Gelsendienste im Dauereinsatz
Am Limit arbeiten Gelsendienste ohnehin seit Freitag im Dauereinsatz, um zumindest die großen Verkehrsachsen frei zu halten. Die weiße Masse bringt zunehmend Platz-Probleme. Nachts wurden Schneeberge abgefahren. „Von neuralgischen Punkten haben wir vor dem Schulverkehr versucht, den Schnee wegzuholen. Sonst wären Kinder hinter den Bergen nicht zu sehen gewesen“, so der technische Betriebsleiter.
Mit rund 50 Fahrzeugen, davon alleine 18 Großstreuern, ist Gelsendienste unterwegs. „Die Kollegen haben wirklich unheimlich hart gearbeit“, lobt Unterseher-Herold. Das Ruhr-2010-Abschlussfest am Nordsternpark und das Schalke-Heimspiel forderten die Räumkräfte zudem. Dennoch blieben natürlich großräumig „weiße Flecken“. Nichts ging mehr an diversen Steigungen, Autos (und ihre Fahrer) drehten auf spiegelglattem Grund durch.
Montag war auch die Müllabfuhr betroffen. In Nebenstraßen blieben Tonnen stehen. „Es ist problematisch. Wir versuchen reinzukommen, wo es geht und werden nachfahren“, verspricht Unterseher-Herold.
Immerhin: Schnee fegen auf den Dächern öffentlicher Gebäude konnte sich die Verwaltung (noch) sparen. Stadtsprecher Martin Schulmann: „Der Schnee liegt zum Glück noch nicht so hoch, dass die Stabilität von Flachdächern beeinträchtigt sein könnte.“
Hochbetrieb in den Krankenhäusern
Eis und Schnee machten sich auch in den Krankenhäusern und Unfall-Praxen bemerkbar. Allein im Bergmannsheil in Buer wurden dreimal so viele Frakturen und Verletzungen behandelt wie an normalen Wochenenden. „Die Ärzte kommen kaum noch aus dem OP raus, langsam wird sogar das Material an Platten und Schrauben knapp“, hieß es in der Klinik. Rund 20 Knochenbrüche und „die ein oder andere Verrenkung“ mussten nach Stürzen behandelt werden, so der Leitende Oberarzt Dr. Stephan Funk. Besonders betroffen: Hand- und Sprunggelenke.
„Gerade Ältere sollten in diesen Tagen unnötige Wege unterlassen, auch im Weihnachtsgeschäft. Dann kriegt das Enkelchen vielleicht mal ein Geschenk weniger“, warnt Funk vor riskanten Einkaufstouren auf Eisglätte.